Was macht ein Family Office?

Berenberg als strategischer Partner für das Family Office

Vermögen verpflichtet und die Welt um uns herum verändert sich. Vermögende Unternehmerfamilien sehen sich mit einem immer komplexer werdenden Kapitalmarktumfeld konfrontiert. Gleichzeitig besteht das Bedürfnis der Familienmitglieder, das Vermögen langfristig über mehrere Generationen zu erhalten bzw. wachsen zu lassen.

Gerade deswegen hat in den letzten Jahren nicht nur die Anzahl der Family Offices markant zugenommen, sondern auch deren Bedeutung. Wie definiert man daher ein Family Office und was sind dessen Aufgaben?

: Family Offices dienen der Verwaltung, der Organisation und dem generationsübergreifenden Erhalt des Vermögens einer Familie. Man unterscheidet dabei Single Family Offices und Multi Family Offices, letztere betreuen mehrere Familien. Family Offices sind Dienstleister und ihre hauptsächliche Funktion ist die strategische Verwaltung des Familienvermögens ihrer Klienten. Zu den klassischen Aufgaben zählen Vermögensplanung und -strukturierung, Selektion von Managern und Dienstleistern, Vermögensreporting und -controlling, Rechtsberatung, Steuerberatung, Planung für die Nachfolge und Familienstrategie, Unterstützung auf administrativer Ebene, Überwachung und Einschätzung von Risiken.
: Erfolgreiche Firmeninhaber und Unternehmerfamilien müssen sich im Zuge ihrer Vermögensstrukturierung immer komplexer werdenden Herausforderungen stellen, seien sie wirtschaftlicher, rechtlicher oder steuerlicher Natur. Gleichzeitig suchen Vermögensinhaber nach nachhaltigen Lösungen, das Vermögen über Generationen hinweg zu sichern und zu mehren. Und nicht zuletzt der Wunsch nach unabhängiger Beratung, bei dem die handelnden Personen nur den Interessen der Familie verpflichtet sind.
Ein Family Office kann diese Bedürfnisse decken und die unabhängige Rolle für die Vermögensverwaltung einer Unternehmerfamilie übernehmen. Vermögenserhalt, Vermögenswachstum und Vermögensübertragung sind hierbei ureigenste Ziele eines Family Office, die individuell auf die Familie zugeschnitten sind. Darüber hinaus kann das Family Office ein zentrales Bindeglied innerhalb einer Family-Governance-Struktur sein und ist für Fragen rund um die strategische Ausrichtung der Familienstrategie sowie der Nachfolgeplanung erster Ansprechpartner. Ferner übernimmt das Family Office auch die Funktion eines „Gatekeepers“, so dass die Familienmitglieder nicht nur zeitlich entlastet werden, sondern auch ihr Sicherheitsbedürfnis und die Diskretion gewahrt bleiben.
: Die Errichtung eines Single Family Office, das ausschließlich die Interessen einer Familie vertritt, kostet zunächst eine nicht unerhebliche jährliche Summe Geld, denkt man u.a. an die Gehälter für Geschäftsführer, Investmentmanager, Buchhalter und Sekretariat sowie Kosten für Büro etc. Der Kostenblock kann schnell 1 Million Euro und mehr betragen. In der Regel macht daher ein eigenes Single Family Office erst ab einem Gesamtvermögen von 200 Millionen Euro Sinn. Denn dann beträgt die Kostenquote 0,5% p.a. oder weniger, was im Vergleich zu externen Dienstleistern oder Verwaltungsgebühren externer Manager in einem angemessenen Verhältnis steht. So allerdings nur die Theorie. Es kann auch andere Gründe für die Errichtung eines Family Office geben, u.a. Familienmitglieder führen das Family Office oder Prestigegründe.
: So wie jede Familie sich von anderen unterscheidet, gleicht auch kein Family Office dem anderen. Nichtsdestotrotz durchlaufen alle Family Offices sehr ähnliche Prozesse in der Gründung und in ihrer Weiterentwicklung. Die Prozesse können sich auf die zuständigen Aufgaben, die Rechtsform, Themen der Governance und der Investmentstrategie sowie auf deren Weiterentwicklung beziehen. Essenziell ist dabei, dass auf den konkreten Bedürfnissen der zu beratenen Familien aufgebaut wird.
Investmentphilosophie: Was möchte ich mit meinem Vermögen bezwecken? Soll das Vermögen unternehmerisch oder vermögensverwaltend investiert werden? Welche Renditeerwartungen und Risikotoleranzen hat die Familie bzw. haben die Familienmitglieder? Möchte ich daneben nachhaltige Aspekte, wie ökologische oder soziale Zwecke , berücksichtigen?
Leistungsspektrum des Family Office: Soll sich das Family Office auf das Investment des Vermögens konzentrieren oder ein breites Spektrum an Aufgaben für die gesamte Familie erbringen, wie zum Beispiel die Rechts- und Steuerberatung oder philanthropische Tätigkeiten? Sollen die Leistungen im Family Office, wie zum Beispiel Portfoliomanagement, mehrheitlich eigenständig oder mehrheitlich ausgelagert umgesetzt werden?
Governance- und Rechtsstruktur: Wie sollen die Familienmitglieder in den Entscheidungsprozess einbezogen werden? Gegenüber wem und wie hat das Family Office Rechenschaft abzulegen? Gibt es einen Familienbeirat, einen Vorstand mit familiären und externen Mitgliedern oder ist der Gründer alleinige Instanz? Wie erfolgt die Nachfolgeplanung bzw. die Integration der Nachfolgegeneration? Ferner ist zu überlegen, wie die Rechtsstruktur des Family Office formaljuristisch aufgesetzt werden soll.
Investmentstrategie und Portfoliomanagement: Wie kann die Investmentphilosophie in eine konkrete Investmentstrategie umgesetzt werden? Welche strategische Asset Allokation verbindet Rendite- und Risikoüberlegungen? Sollen zusätzliche Nachhaltigkeitskriterien bei der Anlage berücksichtigt werden?
Investment-Infrastruktur und Controlling: Welche Investment-Infrastruktur ist für das Vermögen am besten geeignet? Mit welchen Banken und Dienstleistern arbeite ich zusammen? Wie umfangreich soll das Vermögenscontrolling und -reporting ausgestaltet sein?
: Family Offices sind in der Regel professionelle Investoren, die das gesamte Spektrum der Finanzanlagen und globalen Kapitalmärkte ausschöpfen. Neben den klassisch liquiden Anlageklassen, wie Anleihen, Aktien, Rohstoffe, Gold sowie Hedge-Fonds, finden immer mehr illiquide Anlagen Einzug in die Gesamtvermögensstruktur. Dazu zählen vor allem Immobilien, Private Equity, Venture Capital sowie Direktinvestitionen. Aber auch Spezialitäten wie Private Debt, Infrastruktur-Investments (u. a. Wind- und Solaranlagen) oder Pre-IPOs finden sich häufig in den Portfolios wieder. Exotischer Natur sind hingegen Anlagen in Kunst, Oldtimern oder Bitcoins.
Zumeist ist das Vermögen sehr unternehmerisch orientiert angelegt, so dass der Anteil von Cash sowie Anleihen gering, der von Aktien, Private Equity oder Direktbeteiligungen vergleichsweise hoch ist. Darüber hinaus gewinnt die „Nachhaltigkeit“ (u. a. unter Berücksichtigung von ESG-Kriterien) bei der Kapitalanlage immer mehr an Bedeutung. Treiber ist hier vielfach die jüngere Erbengeneration.