Möglichkeiten am Zweitmarkt für das eigene Portfolio nutzen
Als Privatanleger Zugang zu erstklassigen Private-Equity-Anlagelösungen zu erhalten, ist nicht leicht. Neu aufgesetzte Fondsbeteiligungen (auch „Primaries“ genannt) werden zunächst an einen ausgewählten Investorenkreis begeben. Üblicherweise handelt es sich um institutionelle Anleger, die mit der Anlageklasse und ihren Risiken bereits vertraut sind und größere Summen investieren können. In den vergangenen Jahren hat sich ein Zweitmarkt etabliert, auf dem Primaries weiterverkauft werden und privaten Anlegern die Möglichkeit eröffnet wird, Zugang zu erstklassigen Beteiligungen zu erhalten. Welche Vorteile hat dies für Käufer? Worauf muss man als Investor achten?
Die Bedeutung von alternativen Anlagen wie Private Equity neben traditionellen Anlagen hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Durch die Beimischung alternativer Anlagen können Risiken im eigenen Portfolio breiter gestreut und Wertschwankungen im Portfolio reduziert werden. Als Anlagelösung für den Zugang dienen üblicherweise geschlossene Fonds, die diverse Unternehmensbeteiligungen enthalten. Charakteristisch für Private-Equity-Beteiligungen in Form geschlossener Fonds ist die lange Laufzeit, über die Anleger an ihre Beteiligung gebunden sind. Ganz nach dem Motto „Gut Ding will Weile haben“. Häufig dauert die Laufzeit mehr als zehn Jahre. Die Anzahl der Möglichkeiten, sich von einer Beteiligung während der Laufzeit zu trennen, sind limitiert. Daher führt der Weg meist nur über den Verkauf am Zweitmarkt.
Seit Ende der 1990er Jahre ist ein solider, institutioneller Zweitmarkt für Fondsbeteiligungen herangereift. Bislang ist dieser Markt allerdings noch unorganisiert und es hat sich noch keine globale Plattform für Angebot und Nachfrage etabliert. Die Sondierung von Kauf- und Verkaufsmöglichkeiten geschieht häufig über ein Netzwerk eigener Kontakte – das bei professionellen Investoren im Allgemeinen wesentlich ausgeprägter ist.
Der Zweitmarkt ist derzeit ein Käufermarkt mit attraktiven Möglichkeiten.
Das Volumen des verwalteten Vermögens im Secondaries-Segment wird auf 111 Mrd. US-Dollar geschätzt. Der Zweitmarkt reift nicht nur in Bezug auf das steigende Volumen. Es etablieren sich auch zunehmend mehr Marktusancen: In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Fondsinitiatoren, der „General Partners“, die den Limited Partners, also den Investoren, die Möglichkeit einer vorzeitigen Veräußerung anbieten, stark zugenommen. Diese von Fondsinitiatoren ausgehenden organisierten Verkäufe machen mittlerweile ein Drittel aller Transaktionen aus und stehen damit zugleich für eine zunehmende Professionalisierung des Marktsegments.
Doch warum werden Beteiligungen überhaupt „weitergereicht“? Meist geschieht dies mit der Intention, Liquidität für neue Fondsprojekte zu generieren oder die Struktur der Anteilseigner zu pflegen.
Der Zweitmarkt wird von institutionellen Private-Equity-Investoren häufiger für effizientes Portfoliomanagement genutzt. Ein klassisches Beispiel: Nach einer ausgedehnten Marktkorrektur, wie wir sie beispielsweise im Jahr 2022 erlebt haben, hat der liquide Bestandteil des Gesamtportfolios eine Wertminderung erfahren. Aufgrund von Allokationsquoten muss dann die illiquide Seite ebenfalls angepasst werden. Der Zweitmarkt bietet hier Zugang zu Liquidität. Vor allem dieser Allokationseffekt bereichert den Zweitmarkt derzeit und bietet attraktive Kaufmöglichkeiten. Außerdem besteht auf dem Zweitmarkt für Investoren die Möglichkeit, einmal erzielte Gewinne zu realisieren – also aus Buchgewinnen reale Renditen zu fixieren –, und das noch vor Laufzeitende. In diesen Fällen erfolgt der Verkauf auf dem Zweitmarkt meist nach drei bis maximal fünf Jahren.
Grundsätzlich gilt: Vor dem Kauf einer Beteiligung auf dem Zweitmarkt ist zu prüfen, wie viel Wertsteigerungspotenzial noch in einer Fondsbeteiligung enthalten ist. Ein guter Dachfondsmanager vermag dies im Detail zu analysieren und seinen Wettbewerbern verborgene Potenziale freizulegen. Daher ist die Managerselektion enorm wichtig.
Der Preisabschlag ist einer der Wertsteigerungstreiber im Secondaries-(Fonds-)Segment. Am Zweitmarkt für Fonds notieren Fondsbeteiligungen in Prozent ihres Nettoinventarwertes. Je höher der Liquiditätsdruck ist, desto höher kann der Abschlag auf den Nettoinventarwert ausfallen. Die bei der Analyse gewonnenen Einsichten helfen unter Umständen auch bei den Verhandlungen mit Verkäufern. Je größer das Netzwerk eines Käufers im Primaries-Bereich ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass ihm die Fonds bereits bekannt sind und er den Wert besser einschätzen kann.
Für Käufer bringt eine Anlage auf dem Zweitmarkt gegenüber der Zeichnung eines neu aufgelegten Fonds diverse Vorteile. Grundsätzlich erhält ein Privatanleger über Secondaries Zugang zu einem Portfolio / einer Beteiligung, der ihm zuvor verwehrt gewesen ist.
Vorteile bei der Investition in Private-Equity-Bestandsportfolios
Verkürzung der J-Curve
Fonds können in der Regel über den Sekundärmarkt mit einem Abschlag vom Nettoinventarwert erworben werden. Durch den impliziten Gewinn, welcher durch den Preisabschlag entstanden ist, ist die J-Curve verkürzt und fängt unter Umständen bereits im positiven Bereich an.
Reduzierung des Blind-Pool-Risikos
Welche Unternehmen / Zielfonds mit dem gezeichneten Kapital in ein Private-Equity-Portfolio gekauft werden, steht zu Beginn der Vertriebsphase noch nicht fest. Das gilt auch für Fonds, die strategisch in Zweitmarktbeteiligungen investieren. Sofern jedoch zum Beispiel nach dem First Closing direkt investiert wird, bietet sich danach eine bereits vergleichsweise gute Portfoliodurchschau bis auf die Ebene der Beteiligungsunternehmen. Über den Sekundärmarkt erworbene Fonds haben im Allgemeinen bereits 60–70 % des gezeichneten Kapitals investiert. Bei Erwerb ist eine Einschätzung des bereits bestehenden Portfolios möglich.
Verkürzte Dauer bis zur Kapitalrückzahlung
Durch den späteren Einstiegszeitpunkt während der Fondslaufzeit ist die Anlagedauer geringer. Dadurch erhält ein Anleger früher sein Kapital zurück. Dachfonds, die eine entsprechende Strategie verfolgen (sind in der Regel für eine Zeit von mindestens zehn Jahren aufgelegt), erfahren im Vergleich zu einer reinen Primaries-Strategie früher Kapitalrückflüsse.
Fazit
Bestandsportfolios tragen zur Reduzierung von Risiken bei. Werden Secondaries (Fonds) in einem Portfolio (z. B. Dachfonds) gebündelt, bietet das dem Anleger die oben ausgeführten Vorteile neben einer inbegriffenen Streuung des Risikos über mehrere Zielfonds und damit Zielunternehmen. Bewertungsabschlag und die Realisierung der zugrundeliegenden Investitionen erlauben auf der anderen Seite attraktive Renditen.
Der Zugang zu Private Equity wird privaten Anlegern über den Zweitmarkt zwar erleichtert – einen guten Manager zu finden, bleibt jedoch eine Herausforderung. Auch bei der Suche nach Beteiligungsmöglichkeiten auf dem Zweitmarkt empfiehlt es sich, einen erfahrenen Partner zu Rate zu ziehen.