Optimismus in unsicheren Zeiten – Wirtschaft und Kapitalmärkte im Fokus
Die Experten zeigten sich optimistisch, trotz der Bedenken hinsichtlich der US-Politik, die auch an der Alster ein zentrales Thema ist. Dennis Hummelmeier, Leiter Wealth Management Deutschland, begrüßte die zahlreichen Gäste und nahm sie mit auf eine Reise durch sämtliche finanz- und kapitalmarktrelevanten Themen.
Politik ist 2025 ein entscheidender Faktor
Zunächst lieferte Chefvolkswirt Dr. Holger Schmieding einen volkswirtschaftlichen Ausblick und betonte die Verzahnung von Wirtschaft und Politik, die seiner Ansicht nach selten so eng sei wie derzeit. Hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung sei er „bisher vorsichtig zuversichtlich, dass es nicht zur großen Eskalation“ mit US-Präsident Donald Trump kommt. Bislang sei Trump nicht so hart gegen Einwanderer vorgegangen wie angekündigt, habe die Öl- und Gasförderung noch nicht erhöht und bei den Zöllen bisher nicht über die Stränge geschlagen. Aber: „Ein bisschen was dürfte bei den Zöllen auf jeden Fall kommen“, prognostiziert Schmieding.
Für den Ökonomen ist der Krieg in der Ukraine „das wichtigste Thema in Europa“ – weit relevanter als innenpolitische Diskussionen in Deutschland. Wie dieser ausgeht, hänge davon ab, wie lange und wie stark der Westen die Ukraine unterstützen wird. Sollte Trump den Geldhahn zudrehen, müsse Europa sofort Geld bereitstellen – sonst verliere das Land.
Zur Lage in Deutschland mahnte Schmieding, dass eine Reform der Schuldenbremse dringend nötig sei. „Deutschland hat sich kaputtgespart“, so der Ökonom. Ein höherer Defizitdeckel – insbesondere für Infrastruktur und Verteidigung – sei notwendig, um langfristig Wachstum und Stabilität zu sichern.
Kapitalmarktausblick: 2025 als zähes Bullenjahr
Während Schmieding die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen skizzierte, beleuchtete Dejan Djukic, Leiter für das Portfoliomanagement Multi Asset, mögliche Chancen und Herausforderungen für Anleger an den Kapitalmärkten. Er rechnet zwar mit einer höheren Volatilität, ist aber positiv gestimmt: „2025 wird ein weiteres Bullenjahr – wenn auch ein zäheres, das von stärkeren Rückschlägen geprägt sein könnte.“
Die Aktienmärkte haben aus seiner Sicht noch Potenzial. „Sinkende Zinsen machen kurzfristige Zinsanlagen zunehmend unattraktiv – Kapital könnte in Gold, Unternehmensanleihen und Aktien umgeschichtet werden.“ Hohe Bewertungen und die sehr gute Stimmung machen Volatilitätsspitzen allerdings sehr wahrscheinlich. Multi-Asset-Strategien gewinnen an Bedeutung, denn die Korrelation zwischen Risiko- und sicheren Anlagen nimmt zu. „Eine breite Diversifikation über alle Anlageklassen ist essenziell“, resümiert Djukic.
Vorsichtiger Optimismus mit strategischem Weitblick
Während wirtschaftliche und politische Herausforderungen das Jahr 2025 prägen werden, sieht Berenberg auch Chancen für langfristig orientierte Anleger. Entscheidend wird eine disziplinierte und diversifizierte Portfoliostrategie sein, gepaart mit einer genauen Beobachtung der politischen Entwicklungen.