Dennoch überwiegt beim Blick auf 2024 insgesamt die Zuversicht. In den USA zeichnet sich eine sanfte Landung der Konjunktur ab. In Europa mehren sich die Anzeichen, dass die schmerzhafte Lagerkorrektur im Verarbeitenden Gewerbe Anfang 2024 auslaufen wird. Auch das chinesische Wachstum scheint sich zu stabilisieren – wenngleich auf einem für chinesische Verhältnisse schwachen Niveau.
Auf beiden Seiten des Atlantiks hat die Inflation so weit nachgelassen, dass die großen Notenbanken im kommenden Jahr beginnen können, ihre Geldpolitik wieder etwas zu lockern, in den USA und Großbritannien wohl früher und stärker als in der Eurozone. Zusammen mit den nicht mehr ganz so hohen Energiepreisen kann dies zu einer besseren Weltkonjunktur im zweiten Halbjahr 2024 beitragen.
In Europa steigen die Einkommen der Verbraucher seit dem Frühjahr 2023 bereits wieder schneller als die Preise. Angesichts der schwachen Industriekonjunktur im Verarbeitenden Gewerbe haben die Verbraucher den Zuwachs bisher weitgehend gespart. Sollte sich die Lage im Verarbeitenden Gewerbe nach dem Ende der Lagerkorrektur wieder bessern, kann dies die Verbraucher ermutigen, wieder mehr Geld auszugeben. Wir erwarten deshalb einen neuen Aufschwung in Europa ab dem Frühjahr 2024.
Finanzmärkte setzen auf die Zukunft. Einen Abschwung in den USA in der ersten Hälfte 2024 und einen zunächst noch schwierigen Winter in Europa haben sie offenbar weitgehend eingepreist. Stattdessen kann die Aussicht auf eine weniger straffe Geldpolitik und einen neuen Aufschwung im Laufe des Jahres 2024 die Märkte stützen.
Sollte sich die europäische Konjunktur tatsächlich erholen, könnte dies das Interesse ausländischer Anleger an Europa stärken. Europäische Aktien und der Euro könnten dabei relativ gut abschneiden. Das gilt vor allem für die Titel kleiner und mittlerer Unternehmen, um die Anleger derzeit oftmals einen großen Bogen machen. Auch viele Schwellenländer könnten davon profitieren.
Allerdings bleibt das Umfeld schwierig. Zum einen haben die Märkte mit ihrer Rallye im November und Anfang Dezember 2023 bereits einen Teil der unseres Erachtens fundamental gerechtfertigten Kursgewinne vorweggenommen. Zum anderen könnten politische Risiken im Zeitablauf immer stärker in den Vordergrund treten.
Ab dem Sommer könnte der mögliche Ausgang der US-Wahlen am 5. November die Diskussion prägen. Ein mögliche Rückkehr Donald Trumps könnte zu geopolitischen Risiken führen, unter denen insbesondere Europa leiden könnte. Unser verhaltener Optimismus gilt deshalb vorerst mehr für das erste Halbjahr 2024 als für das Gesamtjahr.