Große Zentralbanken steigen vom Zinsgipfel ab
In den USA haben die rückläufige Inflation und der sich abkühlende Arbeitsmarkt in den letzten Monaten dazu geführt, dass der Währungsmarkt eine frühere und aggressivere Zinswende der Fed eingepreist hat. Dem Greenback hatte diese Aussicht zuletzt ein wenig den Wind aus dem Segel genommen. Er hat seit dem Spätsommer nicht nur gegenüber dem Euro etwas von seiner bisherigen Stärke eingebüßt.
Die US-Notenbank hat zwar etwas später mit der Zinswende begonnen als die EZB, aber jetzt könnte sie ihren Leitzins schneller senken, als dies in der Eurozone der Fall sein dürfte. Für den US-Dollar bedeutet dies einen anhaltenden Abwertungsdruck. Hinzu kommt, dass sich die US-Konjunktur in den kommenden Monaten voraussichtlich weiter abkühlen wird, während der noch zögerliche Aufschwung in der Eurozone im kommenden Jahr etwas an Schwung gewinnen könnte. Wir rechnen daher für 2025 mit einer leichten Aufwertung des Euros gegenüber dem Greenback.
Mittelfristig ist somit mit einer gewissen Euro-Stärke zu rechnen. Im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen am 5. November könnte der US-Dollar allerdings noch einmal zeitweilig Rückenwind erhalten. Denn in politisch unsicheren Zeiten ist der Greenback als sicherer Hafen immer gefragt – ironischerweise auch dann, wenn die Unsicherheit von den USA ausgeht.
Auch der Schweizer Franken erfreut sich insbesondere in turbulenten Zeiten großer Nachfrage. Dies zeigte sich erneut Anfang August, als Kurseinbrüche an den Weltbörsen den Franken deutlich aufwerten ließen. Kurzfristig könnte die US-Wahl für eine gewisse zusätzliche Nachfrage nach dem Franken sorgen, bis zum Jahresende wird sich der Wechselkurs aber wieder etwas der Parität annähern. Danach wird der Wechselkurs vom weiteren Vorgehen der Notenbanken bestimmt. Und hier werden die EZB und die Schweizer Notenbank sehr ähnlich vorgehen, weshalb wir für das kommende Jahr tendenziell mit einer Seitwärtsbewegung des Euro-Franken-Kurses rechnen.
Die Bank of England hat die Zinswende von einem etwas höheren Niveau als die EZB eingeleitet und dürfte daher ihren Leitzins etwas stärker senken als ihr europäisches Pendant in der Eurozone. Die geringere Zinsdifferenz spricht zwar gegen das Pfund, gleichzeitig hat die Konjunktur in Großbritannien derzeit etwas mehr Schwung als in der Eurozone. Insgesamt erwarten wir daher eine Seitwärtsbewegung des Euro-Pfund-Kurses.