Öl trotz durchwachsenen Ausblicks weiter seitwärts
Rohöl befindet sich seit Jahresanfang zwar immer noch im Seitwärtstrend, Q3 war allerdings geprägt von fallenden Preisen. Fundamental lässt sich diese Schwäche schwer begründen: Der Ölmarkt ist laut der EIA seit April im Angebotsdefizit, die US-Lagerbestände sind in den letzten Monaten fast monoton gefallen und jüngst kam es in Libyen aufgrund innenpolitischer Unruhen zu großen Produktionsausfällen. Aber der Ausblick für die kommenden Monate ist herausfordernd. Die Nachfrage im Westen dürfte saisonal schwächer werden, während in China die Konjunktur weiter enttäuscht. Gleichzeitig hat die OPEC+ ihre geplanten Produktionserhöhungen zwar aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Allerdings scheint bei bereits pessimistischer Anlegerpositionierung trotz solider Ausgangslage vieles schon eingepreist. Aufgrund der hohen freien Kapazitäten und steigender Nicht-OPEC-Produktion bleibt gleichwohl auch das Aufwärtspotenzial begrenzt. So dürfte sich der Seitwärtstrend seit Jahresanfang weiter fortsetzen.
Gold auf Allzeithoch, aber es gibt noch Luft nach oben
Wie schon in Q1 und Q2 erreichte Gold auch im dritten Quartal neue Allzeithochs. Allerdings haben sich die Treiber der Rallye im Vergleich zum ersten Halbjahr umgekehrt – von physischer hin zu finanzieller Nachfrage. Zuvor hatten EM-Zentralbanken die De-Dollarisierung ihrer Währungsreserven vorangetrieben und chinesische Privatanleger hatten verstärkt in Gold statt in Immobilien investiert. Gleichzeitig verzeichneten Gold-ETFs in H1 Abflüsse i.H.v. 4,5 Mio. Unzen. Zuletzt verlangsamten sich die physischen Käufe im Zuge des stark gestiegenen Goldpreises jedoch deutlich, während im Westen das Investoreninteresse am sicheren Hafen angesichts endlich fallender Leitzinsen plötzlich wieder zunahm. Trotz Allzeithoch kann die Rallye bei Gold dank dem Wechsel der Treiber weitergehen. Im Umfeld sinkender Zinsen, steigender Staatsschulden, eines schwächeren US-Dollars, hoher Unsicherheit im Vorfeld der US-Wahlen und geopolitischer Eskalationen im Nahen Osten gibt es viele gute Gründe, in Gold zu investieren.
Metalle warten auf steigende Aktivität im verarbeitenden Gewerbe
Industriemetalle blieben in den letzten Monaten nicht verschont von der weiter schwächelnden Aktivität im verarbeitenden Gewerbe, insbesondere in China. Trotz knappen Angebots dürften sich Industriemetalle weiter schwertun ohne Impuls aus der Industrie nachhaltig aufzuwerten. Allerdings gibt es vor allem aus Fernost Zeichen, dass die Nachfrage sich erholt: Lokale Prämien steigen wieder und die Exporte sowie die hohen Lagerbestände fallen. Zwar preisen Industriemetalle schon viel Negatives ein, aber der Zeitpunkt der Erholung bleibt mit Unsicherheit behaftet.
Autor
Ludwig Kemper
Ludwig Kemper ist seit 2019 als Stratege und seit 2021 außerdem als Portfoliomanager im Bereich Multi Asset tätig. Sein Aufgabenbereich umfasst die Generierung von Investmentideen und die Erstellung von Analysen zu Unterstützung von Investmententscheidungen. Dabei konzentriert sich Ludwig auf den Rohstoffsektor und die Optionsmärkte. Zuvor absolvierte er ein duales Studium bei Berenberg in Kooperation mit der Hamburg School of Business Administration. In seinen Rotationen war er im Investment Banking, Equity Research und Asset Management eingesetzt. Den Bachelor-Titel erhielt er als Jahrgangsbester mit Auszeichnung. Ludwig ist CFA-Charterholder.