Horizonte Q4│2024 - Rohstoffe

Zyklische Rohstoffe warten auf Konjunkturerholung

Prof. Dr. Bernd Meyer und Team geben in der aktuellen Horizonte-Publikation einen Ausblick auf das vierte Quartal 2024.

Öl trotz durchwachsenen Ausblicks weiter seitwärts

Rohöl befindet sich seit Jahresanfang zwar immer noch im Seitwärtstrend, Q3 war allerdings geprägt von fallenden Preisen. Fundamental lässt sich diese Schwäche schwer begründen: Der Ölmarkt ist laut der EIA seit April im Angebotsdefizit, die US-Lagerbestände sind in den letzten Monaten fast monoton gefallen und jüngst kam es in Libyen aufgrund innenpolitischer Unruhen zu großen Produktionsausfällen. Aber der Ausblick für die kommenden Monate ist herausfordernd. Die Nachfrage im Westen dürfte saisonal schwächer werden, während in China die Konjunktur weiter enttäuscht. Gleichzeitig hat die OPEC+ ihre geplanten Produktionserhöhungen zwar aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Allerdings scheint bei bereits pessimistischer Anlegerpositionierung trotz solider Ausgangslage vieles schon eingepreist. Aufgrund der hohen freien Kapazitäten und steigender Nicht-OPEC-Produktion bleibt gleichwohl auch das Aufwärtspotenzial begrenzt. So dürfte sich der Seitwärtstrend seit Jahresanfang weiter fortsetzen.

Fundamentale Ausgangslage bei Öl gut, aber Ausblick durch-wachsen

Globaler Nachfrageüberhang (in Millionen Barrel pro Tag) gegenüber dem Preis der Ölsorte Brent (in USD je Barrel)

Zeitraum: 01.01.2021–31.08.2024
Quelle: Bloomberg, EIA, eigene Berechnungen

Gold auf Allzeithoch, aber es gibt noch Luft nach oben

Wie schon in Q1 und Q2 erreichte Gold auch im dritten Quartal neue Allzeithochs. Allerdings haben sich die Treiber der Rallye im Vergleich zum ersten Halbjahr umgekehrt – von physischer hin zu finanzieller Nachfrage. Zuvor hatten EM-Zentralbanken die De-Dollarisierung ihrer Währungsreserven vorangetrieben und chinesische Privatanleger hatten verstärkt in Gold statt in Immobilien investiert. Gleichzeitig verzeichneten Gold-ETFs in H1 Abflüsse i.H.v. 4,5 Mio. Unzen. Zuletzt verlangsamten sich die physischen Käufe im Zuge des stark gestiegenen Goldpreises jedoch deutlich, während im Westen das Investoreninteresse am sicheren Hafen angesichts endlich fallender Leitzinsen plötzlich wieder zunahm. Trotz Allzeithoch kann die Rallye bei Gold dank dem Wechsel der Treiber weitergehen. Im Umfeld sinkender Zinsen, steigender Staatsschulden, eines schwächeren US-Dollars, hoher Unsicherheit im Vorfeld der US-Wahlen und geopolitischer Eskalationen im Nahen Osten gibt es viele gute Gründe, in Gold zu investieren.

Weitere Zuflüsse in Gold-ETFs dürften Rückenwind geben

Goldpreis in US-Dollar gegenüber den globalen Gold-ETF- Beständen, gemessen in Millionen Unzen

Zeitraum: 01.01.2020–16.09.2024
Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen

Metalle warten auf steigende Aktivität im verarbeitenden Gewerbe

Industriemetalle blieben in den letzten Monaten nicht verschont von der weiter schwächelnden Aktivität im verarbeitenden Gewerbe, insbesondere in China. Trotz knappen Angebots dürften sich Industriemetalle weiter schwertun ohne Impuls aus der Industrie nachhaltig aufzuwerten. Allerdings gibt es vor allem aus Fernost Zeichen, dass die Nachfrage sich erholt: Lokale Prämien steigen wieder und die Exporte sowie die hohen Lagerbestände fallen. Zwar preisen Industriemetalle schon viel Negatives ein, aber der Zeitpunkt der Erholung bleibt mit Unsicherheit behaftet.

Bei einer Erholung in der Industrie dürften Metalle aufwerten

LME-Industriemetallindex gegenüber dem globalen Einkaufsmanagerindex der Industrie

Zeitraum: 01.01.2019–16.09.2024
Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen

Autor

Kemper Ludwig
Ludwig Kemper
Multi Asset Strategy & Research Analyst