Ölpreiserholung endlich da! Von hier aus wird es schwieriger
Nach der enttäuschenden ersten Jahreshälfte startete Öl fulminant ins dritte Quartal. Dank der Sonderkürzungen der OPEC+, steigender Nachfrage in China, einer starken Reisesaison und der äußerst pessimistischen Anlegerpositionierung gewann Brent über 25 % hinzu und notiert damit seit Jahresanfang klar im positiven Bereich. Die fundamentale Ausgangslage ist zwar gut, allerdings fällt es schwer, weitere inkrementell positive Treiber zu finden. Auf der Nachfrageseite beginnt im Westen die schwache Herbstsaisonalität und in China hat sich ein Großteil der Nachholeffekte materialisiert. Auf der Angebotsseite hat die OPEC+ ihre Sonderkürzungen bis zum Jahresende verlängert, aber eine weitere Verknappung erscheint unwahrscheinlich. Zeitgleich steigen die Exporte aus dem Iran trotz US-Sanktionen, und sollte der Irak seinen Streit mit der Türkei um kurdische Ölexporte beilegen, dürften diese ebenfalls steigen. Insgesamt scheint das Aufwärtspotenzial von hier aus begrenzter, wenngleich das aktuelle Angebotsdefizit und die niedrigen Lagerbestände Abwärtsrisiken klar limitieren.
Glanz des Goldes von Zentralbanken abhängig
Gold kletterte zu Beginn des dritten Quartals aufgrund der Hoffnung auf ein Ende der Fed-Zinserhöhungen in Richtung 1.980 US-Dollar je Unze. Die kühleren Juni-Inflationsdaten und der Rückgang des US-Dollars auf ein 15-Monats-Tief begünstigten die Rallye. Mitte Juli kam jedoch die Wende, und im August fiel Gold erstmals seit März dieses Jahres unter die Marke 1.900, bedingt durch steigende Realzinsen – der Zinssatz von 10J-TIPS stieg erstmals seit 2009 auf 2 % – sowie einen wiedererstarkten US-Dollar. Ausblickend hängt ein nachhaltiger Aufwärtstrend maßgeblich von den Entscheidungen der Zentralbanken ab. Bei einer Zinspause dürfte das fundamentale Aufwärtspotenzial vorerst begrenzt bleiben. Angesichts der bereits reduzierten Positionierung von ETF- und Future-Investoren und der massiven Goldkäufe durch Zentralbanken verschiedener Schwellenländer im Zuge der Dedollarisierung scheint Gold allerdings auch nicht anfällig für größere Rücksetzer.
Fundamentales Aufwärtspotenzial bei Metallen langfristig intakt
Mit einem Gewinn von 1,3 % ist der Industriemetallkomplex seit Beginn des dritten Quartals nahezu unverändert. Die Frage der Konjunkturrobustheit im Westen, aber vor allem die Ungewissheit zur chinesischen Wirtschaftserholung ließen die Metallmärkte zwischen Hoffnung und Enttäuschungen seitwärts schwanken. Dabei gilt „Im Osten nichts Neues“: Große chinesische Konjunkturimpulse fehlen weiter. Kurzfristig bleibt Chinas Schwäche zwar ein Dorn im Auge, langfristig bietet der Dekarbonisierungstrend bei niedrigen Lagerbeständen aber fundamentales Aufwärtspotenzial.
Autor
Philina Kuhzarani
Philina Kuhzarani ist seit Januar 2022 für Berenberg als Analyst im Bereich Multi Asset Strategy & Research tätig. Ihr Aufgabenbereich umfasst die Generierung von Multi-Asset-Investmentideen und die Erstellung von Kapitalmarktpublikationen und Analysen zur Unterstützung von Investmententscheidungen. Ihr Fokus liegt hierbei insbesondere auf dem Rohstoffsektor. Nach ihrem BSc in Volkswirtschaftslehre an der Maastricht Universität, sammelte sie Markterfahrung im Treasury und M&A-Bereich eines Dax-40-Unternehmens, bevor sie den Master of Science in Investment und Wealth Management am Imperial College London mit Auszeichnung abschloss. Philina Kuhzarani trat der Berenberg Bank im Oktober 2020 als Teil des Investment-Banking Graduate Programmes in London bei. Im Rahmen des Programmes absolvierte sie Stationen im ECM, Economics und Equity Research, Equity Sales und Aktien- und Multi-Asset-Asset Management und schloss die CISI Level 3 Zertifizierungen in Securities und Financial Regulation ab.