Horizonte Q4│2023 - Rohstoffe

Rohstoffe sind und bleiben konjunkturabhängig

Prof. Dr. Bernd Meyer und Team geben in der aktuellen Horizonte-Publikation einen Ausblick auf das vierte Quartal 2023.

Ölpreiserholung endlich da! Von hier aus wird es schwieriger

Nach der enttäuschenden ersten Jahreshälfte startete Öl fulminant ins dritte Quartal. Dank der Sonderkürzungen der OPEC+, steigender Nachfrage in China, einer starken Reisesaison und der äußerst pessimistischen Anlegerpositionierung gewann Brent über 25 % hinzu und notiert damit seit Jahresanfang klar im positiven Bereich. Die fundamentale Ausgangslage ist zwar gut, allerdings fällt es schwer, weitere inkrementell positive Treiber zu finden. Auf der Nachfrageseite beginnt im Westen die schwache Herbstsaisonalität und in China hat sich ein Großteil der Nachholeffekte materialisiert. Auf der Angebotsseite hat die OPEC+ ihre Sonderkürzungen bis zum Jahresende verlängert, aber eine weitere Verknappung erscheint unwahrscheinlich. Zeitgleich steigen die Exporte aus dem Iran trotz US-Sanktionen, und sollte der Irak seinen Streit mit der Türkei um kurdische Ölexporte beilegen, dürften diese ebenfalls steigen. Insgesamt scheint das Aufwärtspotenzial von hier aus begrenzter, wenngleich das aktuelle Angebotsdefizit und die niedrigen Lagerbestände Abwärtsrisiken klar limitieren.

Öl erholt sich dank Angebotsverknappung endlich

Ölpreisentwicklung gegenüber globalem Nachfrageüberhang

Zeitraum: 01.01.2021-31.08.2023
Quelle: Bloomberg, EIA, eigene Berechnungen

Glanz des Goldes von Zentralbanken abhängig

Gold kletterte zu Beginn des dritten Quartals aufgrund der Hoffnung auf ein Ende der Fed-Zinserhöhungen in Richtung 1.980 US-Dollar je Unze. Die kühleren Juni-Inflationsdaten und der Rückgang des US-Dollars auf ein 15-Monats-Tief begünstigten die Rallye. Mitte Juli kam jedoch die Wende, und im August fiel Gold erstmals seit März dieses Jahres unter die Marke 1.900, bedingt durch steigende Realzinsen – der Zinssatz von 10J-TIPS stieg erstmals seit 2009 auf 2 % – sowie einen wiedererstarkten US-Dollar. Ausblickend hängt ein nachhaltiger Aufwärtstrend maßgeblich von den Entscheidungen der Zentralbanken ab. Bei einer Zinspause dürfte das fundamentale Aufwärtspotenzial vorerst begrenzt bleiben. Angesichts der bereits reduzierten Positionierung von ETF- und Future-Investoren und der massiven Goldkäufe durch Zentralbanken verschiedener Schwellenländer im Zuge der Dedollarisierung scheint Gold allerdings auch nicht anfällig für größere Rücksetzer.

Gold: Zentralbanken kaufen antizyklisch Gold

Monatliche Zentralbankkäufe von Gold, in Millionen Tonnen

Zeitraum: 01.01.2021 – 31.07.2023
Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen

Fundamentales Aufwärtspotenzial bei Metallen langfristig intakt

Mit einem Gewinn von 1,3 % ist der Industriemetallkomplex seit Beginn des dritten Quartals nahezu unverändert. Die Frage der Konjunkturrobustheit im Westen, aber vor allem die Ungewissheit zur chinesischen Wirtschaftserholung ließen die Metallmärkte zwischen Hoffnung und Enttäuschungen seitwärts schwanken. Dabei gilt „Im Osten nichts Neues“: Große chinesische Konjunkturimpulse fehlen weiter. Kurzfristig bleibt Chinas Schwäche zwar ein Dorn im Auge, langfristig bietet der Dekarbonisierungstrend bei niedrigen Lagerbeständen aber fundamentales Aufwärtspotenzial.

Metalle: Schwächelnde Industrie setzt Industriemetalle unter Druck

Veränderung des BCOM-Industriemetallindex gegenüber der Veränderung des globalen Einkaufsmanagerindex der Industrie, im Jahresvergleich, in %

Zeitraum: 01.01.2017–31.08.2023
Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen

Autor

Philina Kuhzarani
Multi Asset Strategy & Research Analyst
Telefon +49 69 91 30 90-533