Divergenz bei Zinsen und Wachstum beeinflusst die Wechselkurse
Zuletzt haben dem US-Dollar gegenüber dem Euro einige Faktoren Rückenwind verliehen und den Wechselkurs kurzfristig bis auf 1,06 US-Dollar pro Euro sinken lassen. Dazu zählen unter anderem die zunehmenden geopolitischen Risiken, die dem Greenback in seiner Funktion als sicherer Hafen zusätzliche Nachfrage bescherten, sowie die weiterhin sehr robuste Entwicklung der US-Wirtschaft. Den Euro belasteten indessen zuletzt die Unsicherheit nach den Europawahlen, vor allem die Neuwahlen in Frankreich.
Die Konjunktur im Euroraum hingegen kommt nach dem Inflations- und Zinsschock der vergangenen Jahre nur langsam wieder in Schwung, und die bereits eingeleitete Zinswende der EZB zur Ankurbelung der Konjunktur schwächt die Gemeinschaftswährung zusätzlich. Denn derzeit sieht es so aus, als würde die US-Notenbank erst gegen Ende des Jahres dem europäischen Pendant folgen und mit dem Zinssenkungszyklus beginnen. Bis dahin vergrößert jede Zinssenkung der EZB die Zinsdifferenz zur Fed, und je größer die Differenz, desto mehr Kapital fließt tendenziell in die USA.
Allerdings ist ein Großteil dieser zukünftigen Entwicklung bereits jetzt an den Märkten eingepreist, so dass wir im weiteren Jahresverlauf nur mit einer begrenzten Aufwertung des Greenbacks rechnen. Stützend für den Euro könnte sich hingegen auswirken, dass sich die Konjunktur im Euroraum im Jahresverlauf etwas erholen dürfte, während in den USA mit einer leichten Abkühlung der Wirtschaft zu rechnen ist. Es ist daher zu erwarten, dass der Wechselkurseffekt einer Ausweitung des Zinsdifferenzials durch eine gleichzeitige Verringerung des Wachstumsdifferenzials in etwa ausgeglichen wird. Unter dem Strich rechnen wir daher für die kommenden Monate mit einer Seitwärtsbewegung beim EUR/USD-Wechselkurs.
Die Schweizer Nationalbank hat die geldpolitische Wende schon drei Monate vor der EZB vollzogen. Dies hatte den Schweizer Franken zunächst etwas geschwächt und den Wechselkurs auf nahezu Parität ansteigen lassen. Nachdem es aber abzusehen war, dass die EZB bald nachziehen würde, bewegte sich der Wechselkurs bereits wieder in Richtung 0,95 Franken pro Euro.
Für die kommenden Monate erwarten wir, dass sich sowohl die Zinsen als auch die Konjunktur im Euroraum und in der Schweiz etwa im Gleichschritt entwickeln werden. Wir rechnen deshalb mit einer Seitwärtsbewegung des Wechselkurses auf einem Niveau von 0,98 Franken pro Euro.