Öl über den Sommer mit Rückenwind
Rohöl (Brent) fiel Anfang Juni temporär wieder unter die Marke von 80 USD. Trotz immer neuer Eskalationen im Israel-Krieg wurde die Risikoprämie stetig wieder ausgepreist. Zudem führte die laxe Einhaltung der Kürzungsvorgaben durch einige OPEC+-Mitglieder zu einem leichten Angebotsüberschuss und damit zu steigenden Lagerbeständen. Dies dürfte sich im Zuge der US-Driving Season über den Sommer – gestützt durch die starke Urlaubsstimmung (knapp 60 % der US-Konsumenten planen diesen Sommer mindestens eine Reise) – kurzfristig ändern. Mittelfristig dürf-te es Öl jedoch schwerer haben. Denn auch wenn die OPEC+ ihre Kürzungen bis 2025 verlängert hat, geht aus dem Kleingedruckten hervor, dass diese Kürzungen rückläufig sind und die OPEC+-Mitglieder bereits ab Oktober mehr Barrel auf den Markt bringen und die Produktion im nächsten Jahr deutlich erhöhen wollen.
Gold trotz starkem Momentum mit strukturellem Potenzial
Der Goldpreis knüpfte im zweiten Quartal an die Preisstärke seit Jahresstart an und erreichte neue Höchststände. Traditionelle Goldpreistreiber waren jedoch nicht für die starke Dynamik verantwortlich. Die Realzinsen, der US-Dollar und die Zinserwartungen stiegen im zweiten Quartal an. Dennoch kletterte der Goldpreis im Gleichschritt mit den Aktienmärkten auf neue Höchststände. Die Treiber hinter der Preisstärke kommen vor allem aus den Schwellenländern. Hier bauen einige Zentralbanken im Zuge einer gewissen Abkehr vom US-Dollar ihre Goldreserven kontinuierlich auf, allen voran die Chinesische Zentralbank. Auch Privatanleger, insbesondere aus China, bevorzugen aufgrund des schrumpfenden Anlageuniversums bei hoher Liquidität zunehmend Gold. Die neuen Nachfragetreiber dürften angesichts der erhöhten geopolitischen Risiken in diesem Jahrzehnt struktureller Natur sein. Zudem dürften eine Wende in der westlichen Zinspolitik und steigende ETF-Bestände für Aufwärtsimpulse sorgen. Gold ist daher aufgrund seiner Diversifikations- und Sachwerteigenschaften mittelfristig im Portfoliokontext attraktiv.
Metalle nach Konsolidierung langfristig attraktiv
Der LME-Industriemetallindex legte über das zweite Quartal mit knapp 8 % Performance kräftig zu. Die steigende Industrieaktivität im Westen und in China, Sanktionen gegen russische Metallexporte und Markttechnik trieben die Metalle in die Höhe. Kurzfristig dürfte sich die Konsolidierung nach der Stärke weiter fortsetzen, auch weil die Positionierung noch immer erhöht ist. Die Energiewende und Digitalisierung stützen langfristig.
Autor
Philina Kuhzarani
Philina Kuhzarani ist seit Januar 2022 für Berenberg als Analyst im Bereich Multi Asset Strategy & Research tätig. Ihr Aufgabenbereich umfasst die Generierung von Multi-Asset-Investmentideen und die Erstellung von Kapitalmarktpublikationen und Analysen zur Unterstützung von Investmententscheidungen. Ihr Fokus liegt hierbei insbesondere auf dem Rohstoffsektor. Nach ihrem BSc in Volkswirtschaftslehre an der Maastricht Universität, sammelte sie Markterfahrung im Treasury und M&A-Bereich eines Dax-40-Unternehmens, bevor sie den Master of Science in Investment und Wealth Management am Imperial College London mit Auszeichnung abschloss. Philina Kuhzarani trat der Berenberg Bank im Oktober 2020 als Teil des Investment-Banking Graduate Programmes in London bei. Im Rahmen des Programmes absolvierte sie Stationen im ECM, Economics und Equity Research, Equity Sales und Aktien- und Multi-Asset-Asset Management und schloss die CISI Level 3 Zertifizierungen in Securities und Financial Regulation ab.