Horizonte Q3│2024 - Rohstoffe

Nicht nur Gold glänzt

Prof. Dr. Bernd Meyer und Team geben in der aktuellen Horizonte-Publikation einen Ausblick auf das dritte Quartal 2024.

Öl über den Sommer mit Rückenwind

Rohöl (Brent) fiel Anfang Juni temporär wieder unter die Marke von 80 USD. Trotz immer neuer Eskalationen im Israel-Krieg wurde die Risikoprämie stetig wieder ausgepreist. Zudem führte die laxe Einhaltung der Kürzungsvorgaben durch einige OPEC+-Mitglieder zu einem leichten Angebotsüberschuss und damit zu steigenden Lagerbeständen. Dies dürfte sich im Zuge der US-Driving Season über den Sommer – gestützt durch die starke Urlaubsstimmung (knapp 60 % der US-Konsumenten planen diesen Sommer mindestens eine Reise) – kurzfristig ändern. Mittelfristig dürf-te es Öl jedoch schwerer haben. Denn auch wenn die OPEC+ ihre Kürzungen bis 2025 verlängert hat, geht aus dem Kleingedruckten hervor, dass diese Kürzungen rückläufig sind und die OPEC+-Mitglieder bereits ab Oktober mehr Barrel auf den Markt bringen und die Produktion im nächsten Jahr deutlich erhöhen wollen.

Öl: Positive Sommersaisonalität dürfte Ölpreise kurzfristig stützen

Die positive Sommersaisonalität im Zuge der US-Driving Season dürfte dem Ölmarkt kurzfristig Rückenwind verleihen. Geringere Lagerbestände = höhere Preise

Zeitraum: 01.01.2019-09.06.2024
Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen

Gold trotz starkem Momentum mit strukturellem Potenzial

Der Goldpreis knüpfte im zweiten Quartal an die Preisstärke seit Jahresstart an und erreichte neue Höchststände. Traditionelle Goldpreistreiber waren jedoch nicht für die starke Dynamik verantwortlich. Die Realzinsen, der US-Dollar und die Zinserwartungen stiegen im zweiten Quartal an. Dennoch kletterte der Goldpreis im Gleichschritt mit den Aktienmärkten auf neue Höchststände. Die Treiber hinter der Preisstärke kommen vor allem aus den Schwellenländern. Hier bauen einige Zentralbanken im Zuge einer gewissen Abkehr vom US-Dollar ihre Goldreserven kontinuierlich auf, allen voran die Chinesische Zentralbank. Auch Privatanleger, insbesondere aus China, bevorzugen aufgrund des schrumpfenden Anlageuniversums bei hoher Liquidität zunehmend Gold. Die neuen Nachfragetreiber dürften angesichts der erhöhten geopolitischen Risiken in diesem Jahrzehnt struktureller Natur sein. Zudem dürften eine Wende in der westlichen Zinspolitik und steigende ETF-Bestände für Aufwärtsimpulse sorgen. Gold ist daher aufgrund seiner Diversifikations- und Sachwerteigenschaften mittelfristig im Portfoliokontext attraktiv.

Gold: Zentralbanken tragen Goldkaufdynamik ins Jahr 2024

Gold-Nettokäufe der Zentralbanken in Tonnen. Der Trend zu Zentralbankkäufen setzt sich auch 2024 fort

Zeitraum: 01.01.2010–30.04.2024
Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen

Metalle nach Konsolidierung langfristig attraktiv

Der LME-Industriemetallindex legte über das zweite Quartal mit knapp 8 % Performance kräftig zu. Die steigende Industrieaktivität im Westen und in China, Sanktionen gegen russische Metallexporte und Markttechnik trieben die Metalle in die Höhe. Kurzfristig dürfte sich die Konsolidierung nach der Stärke weiter fortsetzen, auch weil die Positionierung noch immer erhöht ist. Die Energiewende und Digitalisierung stützen langfristig.

Metalle: Energiewende und Digitalisierung treiben Metallnachfrage

Metalle: Energiewende und Digitalisierung treiben Metallnachfrage Globale Kupfernachfrage nach Sektoren (in Tsd. Tonnen/Jahr). Insbesondere Investitionen ins Stromnetz („Grid“) stützen die Metallnachfrage

Zeitraum: 01.01.2021–31.12.2027, e = jährliche Schätzungen
Quelle: Woodmac, Morgan Stanley Research

Autor

Philina Kuhzarani
Multi Asset Strategy & Research Analyst
Telefon +49 69 91 30 90-533