Zentralbanken und Konjunktur im Fokus
Der Euro konnte zuletzt wieder etwas Boden gutmachen. Seit Mitte Februar wertete der Euro moderat gegenüber dem starken Dollar auf und erreichte jüngst einen Kurs von 1,09 US-Dollar je Euro – nahe an dem Wert von 1,10, den wir für die Jahresmitte annehmen. Für die weitere Entwicklung dürfte von großer Bedeutung sein, ob die Euro-Konjunktur sich wie erwartet erholt und wann und wie sehr die Zinsen fallen werden.
Nach der jüngsten geldpolitischen Sitzung am 7. März hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde sehr deutlich signalisiert, dass die Bank mit einer möglichen Zinssenkung bis Juni warten will. Wir gehen davon aus, dass die EZB, die US-Fed und die Bank of England später im zweiten Quartal zeitlich dicht beieinander jeweils ihre Zinswenden einleiten werden. Die genaue Reihenfolge der ersten Zinssenkung könnte zwar kurzfristig für Volatilität an den Währungsmärkten sorgen. Langfristig sollte sie aber unerheblich sein.
Mittelfristig dürften die Zentralbankzinsen in den USA knapp einen Prozentpunkt über jenen in der Eurozone liegen. Aufgrund des höheren Ausgangsniveaus rechnen wir dennoch damit, dass die Fed in den kommenden zwölf Monaten die Zinsen stärker senken wird als die EZB – nämlich um 150 Basispunkte gegenüber 100.
Die US-Wirtschaft zeigte sich in den vergangenen Jahren dynami-scher als andere Wirtschaftsräume, was auch dem Dollar half. Wenn sich die Eurozone, wie von uns erwartet, ab dem Frühjahr aus der Stagnation lösen kann, besteht etwas Aufwärtspotenzial für den Euro. Bis zum Jahresende könnte er leicht auf 1,12 Dollar zulegen. Ein echter Höhenflug wäre das aber noch nicht für den Euro. Wenn nichts dazwischenkommt, könnte er auch danach weiter in Richtung 1,15 (1,20) Dollar gegen Ende 2025 (2026) steigen.
Auch gegenüber dem Franken konnte der Euro im Februar etwas aufholen. Der aktuelle Kurs von 0,96 Euro je Franken ist im historischen Vergleich zwar immer noch sehr niedrig, dennoch sehen wir hier vorerst wenig weiteres Aufwärtspotenzial. Die geringe Inflation in der Schweiz mildert den Wettbewerbsnachteil des starken Franken für Schweizer Unternehmen.
Auch gegenüber dem britischen Pfund rechnen wir für den Euro nicht mit einer größeren Wechselkursänderung. Der Konjunkturverlauf ähnelt dem in der Eurozone.