Öl trotz positiver Entwicklungen weiter seitwärts
Rohöl (Brent) hat sich nach der erheblichen Schwäche in Q4 letzten Jahres zuletzt wieder oberhalb der Marke von 80 USD je Barrel stabilisiert. Rückenwind kam dabei von zwei Seiten. Erstens leiten viele Reedereien infolge der Angriffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer ihre Öltanker nun über die deutlich längere Route um das Kap der Guten Hoffnung um. Damit steigen nicht nur die Transportkosten, es wird auch mehr Angebot auf den Weltmeeren gebunden. Zweitens deuten die global zunehmend positiven Konjunkturüberraschungen auf eine bessere Nachfrage. Allerdings bleibt auch das Angebot reichlich. Die OPEC+, welche über erhebliche freie Kapazitäten verfügt, hat notgedrungen ihre freiwilligen Kürzungen bis Ende Juni verlängert, allerdings ließ die Compliance unter den Mitgliedern zuletzt etwas nach. Zudem dürfte die Produktion der Nicht-OPEC-Staaten dieses Jahr weiter steigen, wenngleich etwas schwächer als letztes Jahr. In Summe dürfte der Ölpreis in den kommenden Monaten volatil seitwärts schwanken. Geopolitische Eskalationen oder eine stärkere Erholung Chinas bieten wiederum positives Überraschungspotenzial.
Gold hat trotz Allzeithoch noch Luft nach oben
Gold brach in Q1 plötzlich aus und erklomm neue Allzeithochs, obwohl es dafür eigentlich keinen fundamentalen Auslöser gab. Im Gegenteil, sowohl die Realzinsen als auch der US-Dollar stehen heute höher als zu Jahresbeginn – beides lastet normalerweise auf Gold. ETFs verzeichneten gleichzeitig kontinuierlich Abflüsse und sind somit auch nicht verantwortlich für die Hausse. Damit dürfte der Ausbruch vor allem technisch getrieben sein. Trotz dieser starken Bewegung überwiegen bei Gold die Aufwärtsrisiken, wenngleich es historisch bei einem „Soft Landing“ seitwärts tendiert. Neben der Zentralbanknachfrage scheint auch die private Nachfrage in China aufgrund der Immobilienkrise merklich zuzunehmen. Gleichzeitig hat die Positionierung der Investoren im Westen signifikant Luft nach oben, sollte es doch zum „Hard Landing“ oder einer geopolitischen Eskalation im Nahen Osten kommen. Einzig stark steigende Zinsen bleiben ein Risiko für den Goldpreis.
Metalle trotz noch schwacher Industrie mit positivem Ausblick
Der LME-Industriemetallindex schwankt seit Jahresanfang seitwärts. Die Konjunkturaussichten haben sich zwar deutlich aufgehellt, jedoch ist die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe derzeit noch sehr verhalten. Da sich immer noch keine substanziellen Angebotsausweitungen abzeichnen, obwohl das Nachfragewachstum der grünen Transformation an Fahrt gewinnt, dürften über kurz oder lang die Preise allerdings (kräftig) steigen. Zunächst braucht es aber die Erholung der Industrie für steigende Preise.
Autor
Ludwig Kemper
Ludwig Kemper ist seit 2019 als Stratege und seit 2021 außerdem als Portfoliomanager im Bereich Multi Asset tätig. Sein Aufgabenbereich umfasst die Generierung von Investmentideen und die Erstellung von Analysen zu Unterstützung von Investmententscheidungen. Dabei konzentriert sich Ludwig auf den Rohstoffsektor und die Optionsmärkte. Zuvor absolvierte er ein duales Studium bei Berenberg in Kooperation mit der Hamburg School of Business Administration. In seinen Rotationen war er im Investment Banking, Equity Research und Asset Management eingesetzt. Den Bachelor-Titel erhielt er als Jahrgangsbester mit Auszeichnung. Ludwig ist CFA-Charterholder.