Öl: Rückenwind bei Nachfrageerholung
Rohöl setzte seine Seitwärtsbewegung im ersten Quartal zunächst fort. Dabei schwankte der Preis für die Sorte Brent nachrichtengetrieben volatil um die Marke von 80 US-Dollar je Barrel und fiel jüngst sogar deutlich darunter. Die langsamer als erhofft anlaufende Nachfrageerholung in China, der mildere Winter im Westen sowie die weitere Freigabe von strategischen Ölreserven in den USA dämpften Preisfantasien. Zuletzt belasteten Rezessionssorgen im Zuge der Bankenkrise auch Öl. Auf der anderen Seite halten die Produzenten das Angebot knapp: Russlands geplante Kürzung um 0,5 Millionen Barrel pro Tag ab März addiert sich auf die OPEC-Kürzungen bis Jahresende. Während sich kurzfristig Angebot und Nachfrage die Waage halten, dürften Nachholeffekte in Asien den Ölpreis mittelfristig stützen – insbesondere Richtung Sommer, wenn die US-Driving-Season losgeht.
Gold: Aufwärtspotenzial fundamental begrenzt
Die Gold-Rallye zum Jahresstart wurde durch die starken US-Arbeitsdaten zunächst abrupt beendet. Die robusteren Konjunkturdaten festigten die Erwartungen eines „Higher for longer“-Szenarios der Fed. Damit kam es zu einer Talfahrt durch die Doppelbelastung des gestiegenen US-Dollars und Realzinses. Mit den jüngst aufkeimenden Sorgen im Bankensektor gewann Gold allerdings wieder kräftig hinzu und stellte abermals seine besonderen Diversifikationseigenschaften unter Beweis. Die Diskussion um die US-Schuldenobergrenze und geopolitische Spannungen (Russland-Ukraine-Krieg, USA-China-Konflikt) stellen weitere Risiken dar. Fundamental dürfte das Aufwärtspotenzial allerdings begrenzt bleiben. Denn als ertragslose Anlage verliert Gold im Umfeld höherer Realzinsen gegenüber anderen sicheren Häfen wie Staatsanleihen an relativer Attraktivität. Erst bei einer Wende der Geldpolitik dürfte Gold nachhaltig profitieren.
Industriemetalle: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Nach der anfänglichen China-Euphorie zum Jahresstart gaben Industriemetalle nach den Anzeichen einer restriktiveren Fed und kurzfristig schwächeren Nachfrage in China die Gewinne (teilweise) wieder ab. Die Märkte warten auf konkretere Anzeichen einer Erholung der Nachfrage in China. Dennoch ist aufgeschoben nicht aufgehoben. Nach Anzeichen erster Besserungen (China PMI) dürfte eine nachhaltige Wirtschaftserholung in China neuen Schwung geben. Gleichzeitig weiten Produktionsschwierigkeiten und niedrige Lagerbestände das Angebotsdefizit aus und stützen langfristig.
Autor
Philina Kuhzarani
Philina Kuhzarani ist seit Januar 2022 für Berenberg als Analyst im Bereich Multi Asset Strategy & Research tätig. Ihr Aufgabenbereich umfasst die Generierung von Multi-Asset-Investmentideen und die Erstellung von Kapitalmarktpublikationen und Analysen zur Unterstützung von Investmententscheidungen. Ihr Fokus liegt hierbei insbesondere auf dem Rohstoffsektor. Nach ihrem BSc in Volkswirtschaftslehre an der Maastricht Universität, sammelte sie Markterfahrung im Treasury und M&A-Bereich eines Dax-40-Unternehmens, bevor sie den Master of Science in Investment und Wealth Management am Imperial College London mit Auszeichnung abschloss. Philina Kuhzarani trat der Berenberg Bank im Oktober 2020 als Teil des Investment-Banking Graduate Programmes in London bei. Im Rahmen des Programmes absolvierte sie Stationen im ECM, Economics und Equity Research, Equity Sales und Aktien- und Multi-Asset-Asset Management und schloss die CISI Level 3 Zertifizierungen in Securities und Financial Regulation ab.