Horizonte Q2│2023 - Rohstoffe

Rohstoffe langfristig mit Potenzial

Prof. Dr. Bernd Meyer und Team geben in der aktuellen Horizonte-Publikation einen Ausblick auf das zweite Quartal 2023.

Öl: Rückenwind bei Nachfrageerholung

Rohöl setzte seine Seitwärtsbewegung im ersten Quartal zunächst fort. Dabei schwankte der Preis für die Sorte Brent nachrichtengetrieben volatil um die Marke von 80 US-Dollar je Barrel und fiel jüngst sogar deutlich darunter. Die langsamer als erhofft anlaufende Nachfrageerholung in China, der mildere Winter im Westen sowie die weitere Freigabe von strategischen Ölreserven in den USA dämpften Preisfantasien. Zuletzt belasteten Rezessionssorgen im Zuge der Bankenkrise auch Öl. Auf der anderen Seite halten die Produzenten das Angebot knapp: Russlands geplante Kürzung um 0,5 Millionen Barrel pro Tag ab März addiert sich auf die OPEC-Kürzungen bis Jahresende. Während sich kurzfristig Angebot und Nachfrage die Waage halten, dürften Nachholeffekte in Asien den Ölpreis mittelfristig stützen – insbesondere Richtung Sommer, wenn die US-Driving-Season losgeht.

Nachholeffekte in Asien dürften Öl mittelfristig stützen

Chinas und Japans gesunkene Ölnachfrage bietet bei Nachholeffekten neuen Rückenwind

Zeitraum: 01.01.2020 - 28.02.2023
Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen

Gold: Aufwärtspotenzial fundamental begrenzt

Die Gold-Rallye zum Jahresstart wurde durch die starken US-Arbeitsdaten zunächst abrupt beendet. Die robusteren Konjunkturdaten festigten die Erwartungen eines „Higher for longer“-Szenarios der Fed. Damit kam es zu einer Talfahrt durch die Doppelbelastung des gestiegenen US-Dollars und Realzinses. Mit den jüngst aufkeimenden Sorgen im Bankensektor gewann Gold allerdings wieder kräftig hinzu und stellte abermals seine besonderen Diversifikationseigenschaften unter Beweis. Die Diskussion um die US-Schuldenobergrenze und geopolitische Spannungen (Russland-Ukraine-Krieg, USA-China-Konflikt) stellen weitere Risiken dar. Fundamental dürfte das Aufwärtspotenzial allerdings begrenzt bleiben. Denn als ertragslose Anlage verliert Gold im Umfeld höherer Realzinsen gegenüber anderen sicheren Häfen wie Staatsanleihen an relativer Attraktivität. Erst bei einer Wende der Geldpolitik dürfte Gold nachhaltig profitieren.

Erst Gegen-, dann Rückenwind durch Realzinsen

Erst Gegenwind durch erstarkten US-Dollar und gestiegene Realzinsen nach anfänglicher Aufwärtsbewegung, jüngst wieder Rückenwind durch Risk-Off

Zeitraum: 01.01.2022–14.03.2023
Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen

Industriemetalle: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Nach der anfänglichen China-Euphorie zum Jahresstart gaben Industriemetalle nach den Anzeichen einer restriktiveren Fed und kurzfristig schwächeren Nachfrage in China die Gewinne (teilweise) wieder ab. Die Märkte warten auf konkretere Anzeichen einer Erholung der Nachfrage in China. Dennoch ist aufgeschoben nicht aufgehoben. Nach Anzeichen erster Besserungen (China PMI) dürfte eine nachhaltige Wirtschaftserholung in China neuen Schwung geben. Gleichzeitig weiten Produktionsschwierigkeiten und niedrige Lagerbestände das Angebotsdefizit aus und stützen langfristig.

Steigende Aktivität chinesischer Industrie unterstützt Metallpreise

Der Einkaufsmanagerindex der Industrie in China signalisiert wieder steigende Aktivität. Industriemetalle dürften von der höheren Nachfrage profitieren

Zeitraum: 01.01.2013–14.03.2023
Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen

Autor

Philina Kuhzarani
Multi Asset Strategy & Research Analyst
Telefon +49 69 91 30 90-533