Auf den Punkt
USA: Trump ist zurück.
Europa: Deutschland bremst die Eurozone.
Inflation: Die letzten Meter sind die schwersten.
Geldpolitik: Lockerung kommt zum Ende.
USA: Trump ist zurück
Die US-Konjunktur zeigt sich weiterhin sehr robust und verliert kaum an Schwung. Das BIP-Wachstum betrug im dritten Quartal annualisiert 2,8 % und lag damit erneut deutlich über dem Trend-wachstum von rund 2,0 %. Getragen wurde die Konjunktur von einem weiterhin soliden privaten Konsum, den Exporten und den Staatsausgaben. Der Anfang 2024 noch deutlich überhitzte Arbeitsmarkt kühlte sich im Jahresverlauf zwar merklich ab, ein Einbruch war jedoch nicht zu verzeichnen. Die Arbeitslosenquote ist zuletzt sogar wieder gesunken und liegt mit knapp über 4 % auf einem im historischen Vergleich immer noch niedrigen Niveau. Derzeit sieht es also nach einer sehr weichen Landung für die US-Wirtschaft aus.
Der wiedergewählte US-Präsident Donald Trump könnte im kommenden Jahr durch Steuersenkungen und Deregulierungen sogar noch weitere Wachstumsimpulse freisetzen. Sollte er allerdings hohe Zölle auf Einfuhren aus China und anderen Ländern einführen, würde dies die Preise in den USA in die Höhe treiben und die Inflation anheizen. Belastend für die US-Konjunktur würde sich zudem auswirken, dass die betroffenen Länder mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Gegenmaßnahmen auf die US-Zölle reagieren würden. Trump plant darüber hinaus, die Einwanderungspolitik deutlich zu verschärfen. Ökonomisch gesehen würde dies den bereits in vielen Bereichen spürbaren Mangel an Arbeitskräften noch verschärfen. Dies würde die Inflation zusätzlich antreiben und das US-Wachstumspotenzial mittelfristig verringern. Insgesamt erwarten wir daher für die kommenden Jahre einen gewissen konjunkturellen Schub für die USA durch die Rückkehr Donald Trumps mit BIP-Wachstumsraten oberhalb der 2-Prozent-Marke. Mittel- bis langfristig dürfte das Trendwachstum in den USA jedoch unter den geplanten Maßnahmen leiden.
Politische Unsicherheiten in Deutschland und Frankreich
Die Wirtschaft der Eurozone konnte im dritten Quartal mit 0,4 % gegenüber dem Vorquartal überraschend stark zulegen. Das Wachstum fiel erneut sehr ungleichmäßig aus. Während in Spanien die Zuwachsrate bei 0,8 % lag, konnte die deutsche Wirtschaft nur um 0,1 % zulegen. Für das Jahresende deuten die konjunkturellen Frühindikatoren für die Eurozone auf eine nachlassende Wachstumsdynamik hin. Besonders schlecht ist die Stimmung in den beiden größten Volkswirtschaften der Eurozone, Frankreich und Deutschland. In beiden Ländern dämpft die politische Unsicherheit die konjunkturelle Entwicklung. Während in Frankreich die Zukunft nach dem Sturz der Regierung weit offen ist, ist in Deutschland die Ampelkoalition zerbrochen und es stehen Neuwahlen am 23. Februar an.
Neuwahlen in Deutschland eröffnen Wachstumschancen
So richtig in Schwung kommen kann der Euroraum erst, wenn auch das größte Mitgliedsland wieder auf den Wachstumspfad zurückkehrt. Die deutsche Wirtschaft tritt seit nunmehr drei Jahren praktisch auf der Stelle. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen schwächelt weiterhin die globale Nachfrage, was Deutschland als Exportnation besonders hart trifft. Hinzu kommt, dass chinesische Produkte auf den globalen Absatzmärkten zunehmend mit deutschen Produkten konkurrieren. Belastend wirken sich auch der Arbeitskräftemangel und die überbordende Bürokratie aus. Auch die Tatsache, dass die Ampelkoalition zuletzt mehr gestritten als notwendige Reformen umgesetzt hat, hat die deutsche Wirtschaft in den letzten Quartalen gelähmt. Die Neuwahlen am 23. Februar 2025 bieten daher auch die Chance, die politische Unsicherheit zu beenden und überfällige Reformen anzugehen. Derzeit deutet vieles auf eine Neuauflage der Großen Koalition hin. In den Koalitionsverhandlungen könnte die SPD der CDU möglicherweise eine Reform der Schuldenbremse abringen, um Spielraum für dringend benötigte öffentliche Investitionen und zusätzliche Verteidigungsausgaben zu schaffen. Im Gegenzug müsste die SPD dann Zugeständnisse bei den Wirtschafts- und Sozialreformen machen. Insgesamt könnte ein Paket geschnürt werden, das der deutschen Konjunktur etwas Rückenwind gibt.
Verhalten positiver Ausblick für Deutschland und die Eurozone
Für eine Belebung der Euro-Konjunktur im kommenden Jahr sprechen neben einer Erholung der deutschen Wirtschaft noch weitere Faktoren. Positiv dürfte sich die steigende Kaufkraft der Verbraucher auswirken, da die Löhne seit geraumer Zeit stärker steigen als die Preise. Zudem werden die konjunkturstützenden Maßnahmen in China und die Wachstumsimpulse durch Trump in den USA die Auslandsnachfrage beleben. Auch die jüngste Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar wird sich positiv auf die Exporte auswirken. Darüber hinaus trägt auch das Zinsniveau, das in den kommenden Monaten weiter sinken dürfte und damit Investitionen für Unternehmen wieder attraktiver macht, zu dem verhalten positiven Ausblick bei. Ein Waffenstillstand in der Ukraine würde die Stimmung zusätzlich aufhellen. Die größte Gefahr für die Konjunktur im Euroraum geht hingegen von möglichen US-Zöllen aus.
Für die Zentralbanken sind die letzten Meter die schwierigsten
Der deutliche Rückgang der Inflationsraten hat es der Fed und der EZB ermöglicht, in diesem Jahr mit Leitzinssenkungen zu beginnen. Bei der Bekämpfung der Kerninflation ohne Energie und Nahrungsmittel haben sie jedoch zuletzt auf beiden Seiten des Atlantiks kaum Fortschritte erzielt. Die EZB wird daher die Konjunktur in der Eurozone lediglich mit kleinen Zinssenkungen in Höhe von 25 Basispunkten stützen. Wir rechnen mit drei weiteren Schritten und sehen den Einlagesatz Ende Q2 2025 bei 2,25 %. In den USA hingegen hat die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus die Lage für die Fed deutlich verkompliziert. Denn Trumps Pläne, die Fiskalpolitik lockerer zu gestalten, umfangreiche Zölle zu erheben und die Einwanderung stark einzuschränken, würden im Falle der Umsetzung inflationstreibend wirken. Dies dürfte die Fed dazu zwingen, die Leitzinsen vorsichtiger und in geringerem Umfang zu senken, als wir bisher erwartet haben. Wir rechnen daher nur noch mit einer Leitzinssenkung der Fed, sodass die Leitzinsspanne dann bei 4,25 % bis 4,50 % verbleiben wird.