Horizonte Q1│2025 - Rohstoffe

Langfristig glänzt nicht nur Gold

Prof. Dr. Bernd Meyer und Team geben in der aktuellen Horizonte-Publikation einen Ausblick auf das erste Quartal 2024.

Rohöl ohne geopolitische Eskalation weiter seitwärts

Rohöl blieb im vierten Quartal in einer volatilen Seitwärtsspanne gefangen. Neue Impulse seitens der OPEC+, die die Fördermenge bereits seit einigen Monaten künstlich knapphält, gab es nicht: Anfang Dezember verschob das Kartell die geplanten Produktionssteigerungen erneut um drei Monate auf April. Während der Wahlsieg Donald Trumps kaum Einfluss hatte, ließen neu angekündigte Stimulierungsmaßnahmen Chinas und geopolitische Entwicklungen den Ölpreis volatil seitwärts schwanken. Ein deutlicher Preisanstieg bleibt ohne ein starkes Nachfragewachstum in China oder eine geopolitische Eskalation unwahrscheinlich, da das Angebot reichlich und die Nachfrageaussichten schwach sind. Aber auch ein starker Preisverfall ist unwahrscheinlich. Die Risiken sind bekannt und bieten wenig negatives Überraschungspotenzial. Trumps „Drill, Baby, Drill“-Politik dürfte zudem aufgrund des Fokus der Ölkonzerne auf Gewinnausschüttungen statt Produktionsausbau nur begrenzt umsetzbar sein. Der Ölpreis dürfte daher vorerst volatil seitwärts tendieren.

Hohe Kapazitäten der OPEC+ begrenzen das Kurspotenzial von Rohöl

Freie Kapazitäten der OPEC über 20 Jahre, in Millionen Barrel pro Tag

Zeitraum: 01.01.2004–30.11.2024
Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen

Gold nach Konsolidierung mit weiterem Potenzial

Auch im vierten Quartal setzte Gold seinen Aufwärtstrend fort und markierte neue Allzeithochs. Anfang November kam es dann zu einer Konsolidierung und der Goldpreis fiel zeitweise um bis zu 8 %. Auslöser dafür war der Wahlsieg Donald Trumps, der eine starke Dollar-Aufwertung, vorübergehend steigende Anleiherenditen und einen Risk-On-Modus an den Märkten begünstigte. Eine zuvor starke Performance, geopolitische Entspannung und eine hohe Positionierung machten Gold zusätzlich anfällig für eine Konsolidierung. Dennoch dürften fundamentale Faktoren wie verstärkte Zentralbank- und ETF-Käufe, wachsende Staatsverschuldung, geopolitische Risiken und tendenziell sinkende Zentralbankzinsen den Goldpreis im nächsten Jahr weiterhin stützen.

Gold unterstützt durch Käufe der Zentralbanken

Bereits 2022 und 2023 entsprachen die Zentralbankkäufe rund 25-30% der jährlichen weltweiten Goldförderung

Zeitraum: 1995–31.10.2024
Quelle: World Gold Council, Bloomberg, eigene Berechnungen, jährliche Daten

Strukturelle Treiber stützen Industriemetalle langfristig

Industriemetalle standen im vierten Quartal aufgrund der weiter schwächelnden Aktivität im verarbeitenden Gewerbe unter Druck. Auch der Wahlsieg von Donald Trump blieb nicht ohne Auswirkungen auf den Metallkomplex, da die von Trump geplanten Zölle die chinesischen Exporte belasten und die Wirtschaftsleistung beeinträchtigen könnten, was wiederum die Nachfrage nach Indust­riemetallen schwächen dürfte. Dennoch wird das Abwärtspotenzial durch Faktoren wie eine strukturelle Angebotsknappheit, die hohe Nachfrage im Zuge der Dekarbonisierung und eine wirtschaftliche Erholung begrenzt. Kurzfristig bleibt jedoch eine spürbare Erholung des verarbeitenden Gewerbes erforderlich, um die Preise für Industriemetalle deutlich anzukurbeln.

Konjunktureller Aufschwung dürfte Aussichten für Metalle stärken

LME-Industriemetallindex gegenüber dem globalen Einkaufsmanagerindex der Industrie

Zeitraum: 01.01.2019–30.11.2024
Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen

Autor

Philina Kuhzarani
Multi Asset Strategy & Research Analyst
Telefon +49 69 91 30 90-533