Geo- und Geldpolitik sind die Haupttreiber am Devisenmarkt
Der Euro musste im Jahr 2023 immer wieder Rückschläge hinnehmen. Insbesondere im dritten Quartal ging es kräftig bergab, sodass der Eurokurs mit weniger als 1,05 US-Dollar je Euro in das vierte Quartal startete. Zunächst blieb der Euro auch im vierten Quartal unter Druck, konnte aber im November deutlich Boden gutmachen und bis 1,10 aufwerten, ehe er im Dezember wieder leicht abgab. Der Beschleuniger für den Euro-Anstieg war die Veröffentlichung der Inflationsdaten für den Oktober. Auf den anhaltenden Rückgang der Inflationsrate reagierten die Marktakteure erleichtert. Eine weitere Straffung der US-Geldpolitik gilt seither als äußerst unwahrscheinlich. Der Dollar hat dadurch einen Teil seiner Überbewertung verloren.
Doch auch auf dem aktuellen Niveau bleibt der US-Dollar gemessen an fundamentalen Kriterien überbewertet. Das liegt insbesondere an der geopolitischen Situation, die immer wieder Gelder in den sicheren Anlagehafen US-Dollar treibt. Daran dürfte sich auch im kommenden Jahr nicht viel ändern. Wenn die Weltlage annähernd so instabil bleibt wie in diesem Jahr, wird es immer wieder Anlässe geben, US-Dollar-Positionen aufzubauen. Der Greenback dürfte deshalb ähnlich wie der Schweizer Franken, der ebenfalls in Krisenzeiten nachgefragt wird, strukturell stark bleiben.
Ein zweiter wichtiger Faktor war die Widerstandsfähigkeit der amerikanischen Wirtschaft. Trotz der rasant gestiegenen Zinsen kam es nicht zum Konjunkturabsturz. Bisher sieht es nach einer sanften Landung aus. Beim Blick nach vorn hängt viel davon ab, wie stark die Inflation in den USA und in der Eurozone zurückgeht und wie sich die Konjunktur entwickelt. Die letzten Inflationsdaten sprechen dafür, dass die Notenbanken den Fuß im kommenden Jahr etwas vom Bremspedal lösen können, um die Konjunktur zu unterstützen. Die US-Notenbank könnte etwas früher beginnen, den Leitzins zu senken. Auch dürfte sie ihn im Jahresverlauf stärker senken als die EZB. Insgesamt spricht das für einen etwas schwächeren US-Dollar und somit für einen stärkeren Euro. Der starke Rückgang der Euro-Inflation im November und die darauf folgende Reaktion des Devisenmarktes mit einem wieder schwächeren Euro zeigen aber, wie sehr der Devisenmarkt von Inflationsdaten und der Annahme über die weitere Geldpolitik abhängt.
2024 steht in den USA die Präsidentschaftswahl an. Noch ist es zu früh, um Analysen über den potenziellen Ausgang zu erstellen. Recht klar ist aber, dass die Notenbank die Wahl bei ihren geldpolitischen Entscheidungen im Hinterkopf haben wird.