Öl mittelfristig mit Aufwärtspotenzial
Nach dem starken Sommer und Herbst startete Öl eher ernüchternd in das vierte Quartal. Erhöhte Nachfragesorgen (die US-Benzinnachfrage sank zwischenzeitlich auf den niedrigsten Stand seit 25 Jahren) ließ Brent-Öl vom September-Hoch in Q4 um ca. 20 US-Dollar pro Barrel sinken. Mit dem Ausbruch des Israel-Hamas Kriegs kam es zu einer kurzen Gegenbewegung. Wegen der geographischen und politischen Nähe zur OPEC fürchteten Anleger Konsequenzen für das bereits knappe Angebot. Nachdem sich der Krieg als lokaler Konflikt abzeichnete, wurde die entstandene Risikoprämie jedoch bereits Anfang November wieder vollständig ausgepreist. Seitdem handelt Öl – zwischen Angebot- und Nachfragesorgen gefangen – datengetrieben in einer volatilen Abwärtsbewegung. Kurzfristig dürfte es Öl schwer haben nach oben auszubrechen. Mittelfristig überwiegen jedoch die Aufwärtsrisiken: auf der Angebotsseite dürfte die OPEC die Produktion knapp halten, die Bohraktivität der US-Schieferölindustrie ist rückläufig, und die globalen Lagerbestände sind historisch niedrig. Auf der Nachfrageseite dürften eine stärkere Nachfrage aus China und kältere Temperaturen im Winter die Preise stützen.
Gold nahe Allzeithoch mit kurzfristig begrenztem Potenzial
Gold glänzte im vierten Quartal. Rückenwind kam dabei von allen Seiten: Beflügelt durch die gestiegene Nachfrage nach sicheren Häfen im Zuge der geopolitischen Eskalation im Nahen Osten kletterte das Edelmetall Ende Oktober das erste Mal seit der Regionalbankenkrise im Frühjahr dieses Jahres über die US-Dollar 2.000-Marke. Durch einen niedrigeren Realzins und schwächeren Dollar gestützt knackte Gold nach einer Normalisierung Ende November dann erneut die 2.000-Marke. Schwächere US-Wirtschaftsdaten hatten die Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen verstärkt. Nahe des Allzeithochs ist das weitere Aufwärtspotenzial nun begrenzt. Nach einer Normalisierung der Preisentwicklung bedarf es wohl der tatsächlichen Zinssenkung der Fed als nächsten starken fundamentalen Treiber.
Langfristiges Aufwärtspotenzial bei Metallen intakt
Der LME-Industriemetallindex fiel zu Beginn des vierten Quartals auf den niedrigsten Stand des Jahres. Der Metallkomplex litt im Gegensatz zu seinen Edelmetall- und Energierohstoffpendants unter den möglichen Folgen des Israel-Kriegs für die globale Konjunktur. Ausblickend scheint China die Konjunktur nun nachhaltiger stimulieren zu wollen. Werden die Konjunkturprogramme glaubhaft umgesetzt, dürften die Metalle zusätzlich zur bereits unterstützenden grünen Nachfrage Rückenwind erhalten.
Autor
Philina Kuhzarani
Philina Kuhzarani ist seit Januar 2022 für Berenberg als Analyst im Bereich Multi Asset Strategy & Research tätig. Ihr Aufgabenbereich umfasst die Generierung von Multi-Asset-Investmentideen und die Erstellung von Kapitalmarktpublikationen und Analysen zur Unterstützung von Investmententscheidungen. Ihr Fokus liegt hierbei insbesondere auf dem Rohstoffsektor. Nach ihrem BSc in Volkswirtschaftslehre an der Maastricht Universität, sammelte sie Markterfahrung im Treasury und M&A-Bereich eines Dax-40-Unternehmens, bevor sie den Master of Science in Investment und Wealth Management am Imperial College London mit Auszeichnung abschloss. Philina Kuhzarani trat der Berenberg Bank im Oktober 2020 als Teil des Investment-Banking Graduate Programmes in London bei. Im Rahmen des Programmes absolvierte sie Stationen im ECM, Economics und Equity Research, Equity Sales und Aktien- und Multi-Asset-Asset Management und schloss die CISI Level 3 Zertifizierungen in Securities und Financial Regulation ab.