In europäische Aktien zu investieren, liegt aktuell nicht im Trend. Pessimistische Einschätzungen zu Europas Zukunft sind allgegenwärtig. Als Gründe werden meist ein sich verlangsamendes Wirtschaftswachstum, hohe Energiepreise, eine wenig attraktive Kostenstruktur und ein Mangel an Innovation vorgebracht. Es herrscht die Überzeugung vor, dass Europa lediglich von seinen historischen Errungenschaften zehrt, während die USA in führender Rolle die Zukunft gestalten. Dieser pessimistische Ausblick nährt sich nun seit vielen Jahren an der unbestreitbar schlechten Entwicklung des europäischen Aktienmarktes. So bleiben die Renditen der letzten fünfzehn Jahre nämlich deutlich hinter den meisten globalen Indizes zurück. Diesen Track Record wollen wir keinesfalls unter den Tisch fallen lassen, müssen aber darauf hinweisen, dass er eben nur einen Teil des Bildes wiedergibt und dem europäischen Markt in all seiner Vielschichtigkeit nicht gerecht wird.
Tatsächlich konnten einige Bereiche des hiesigen Marktes über diesen Zeitraum nämlich eine ausgezeichnete Rendite erzielen. Das ist umso erfreulicher, da diese Marktsegmente aufgrund ihres strukturellen Wachstums an Bedeutung hinzugewinnen und höhere Gewichte im Gesamtmarkt einnehmen. Es ist diese Verschiebung, die uns davon überzeugt, dass, entgegen der öffentlichen Wahrnehmung, der europäische Aktienmarkt an Attraktivität gewonnen und nicht verloren hat.
Im Folgenden werden wir die Performance europäischer Aktienmärkte in den vergangenen beiden Jahrzehnten analysieren, die Ursachen für das verhaltenen Ergebnisse seit der Finanzkrise erläutern und herausstellen, welche Bereiche trotz dessen besonders gut abgeschnitten haben. Schließlich stellen wir die These auf, dass, obwohl europäische Indizes nicht mit dem Wachstumspotenzial anderer Märkte mithalten konnten, ein selektiver Investmentansatz durchaus eine attraktive Rendite abgeworfen hätte.
Den europäischen Aktienmarkt zeichnet eine äußerst heterogene Unternehmenslandschaft aus. Während einige Industrien bestenfalls ihre Wachstumsgrenze erreicht haben und andere schlimmstenfalls mit dem Verfall zu kämpfen haben, verfügt Europa außerdem über eine ganze Reihe an hochinnovativen und bestens positionierten Unternehmen. Gerade deshalb plädieren wir in Europa auch zukünftig für einen fokussierten Investmentansatz, der sich auf Europas Stärken konzentriert.
Autoren
Matthias Born
Matthias Born ist seit 2017 CIO Equities und seit 2019 zudem Head of Investments im Wealth and Asset Management. Er begann seine Karriere 2001 bei Allianz Global Investors (AGI), wo er von 2002 bis 2017 Portfolios für europäische Small-Caps, europäische Wachstumstitel und deutsche Aktien verwaltete. In den 16 Jahren bei AGI hat er zwei sehr erfolgreiche Aktienfranchises aufgebaut und verantwortete Kundengelder in zweistelliger Milliardenhöhe. Matthias Born hat über zwei Jahrzehnte eine ausgezeichnete Erfolgsbilanz vorzuweisen und wurde für seine herausragende und beständige Performance mehrfach ausgezeichnet. Er studierte an der Universität Würzburg und hält einen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre.