Geo- und Handelspolitik bewegen die Devisenmärkte
Die aggressive Zollpolitik von Donald Trump, die damit verbundenen Inflationssorgen und die Aussicht, dass die Fed kaum noch Spielraum für weitere Leitzinssenkungen hat, hatten dem Dollar zu Jahresbeginn deutlichen Rückenwind verliehen. Zuletzt hat sich das Blatt jedoch gewendet. Zum einen scheint sich nicht zuletzt der Devisenmarkt zunehmend die Frage zu stellen, mit wie vielen Verbündeten und Handelspartnern sich Präsident Trump gleichzeitig anlegen kann, ohne dass auch die US-Wirtschaft mittelfristig Schaden nimmt.
Seit Jahresbeginn lässt die Dollarstärke deutlich nach
Nominale effektive Währungskurse
Zum anderen haben die neuen geopolitischen Realitäten Europa endlich wachgerüttelt. In Deutschland und auch auf EU-Ebene werden die Verteidigungsausgaben in den kommenden Jahren deutlich steigen. Hinzu kommt in Deutschland das 500-Milliarden-Sondervermögen für Infrastrukturinvestitionen. Diese fiskalischen Impulse werden das Wachstum stärken, aber auch die Verschuldung erhöhen. Die Anleihemärkte und auch die Devisenmärkte reagieren auf diese Entwicklung, der Euro konnte Anfang März gegenüber dem Dollar deutlich an Boden gewinnen. Die anhaltende konjunkturelle Erholung im Euroraum und die Aufbruchstimmung in Deutschland dürften die Gemeinschaftswährung in den kommenden Monaten weiter stützen. Viel wird aber auch am Devisenmarkt von der weiteren Entwicklung der Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und Europa abhängen, die zu anhaltender Volatilität beitragen dürften.
Fiskalimpuls schiebt den Euro an
Euro-Wechselkurse
In der Schweiz lag die Inflation im Februar bei 0,3 % gegenüber dem Vorjahr und damit auf dem niedrigsten Stand seit fast vier Jahren. Die Schweizerische Nationalbank versucht, der niedrigen Inflation und dem starken Franken entgegenzuwirken, doch nach der Leitzinssenkung am 20. März von 0,5 % auf 0,25 % ist der Spielraum für eine weitere Lockerung der Geldpolitik begrenzt. Eine direkte Intervention am Devisenmarkt wäre eine Alternative, birgt aber wiederum die Gefahr, von den USA als Währungsmanipulator bezeichnet zu werden. Da aber auch die EZB ihren Leitzins in diesem Jahr nur noch geringfügig senken dürfte, erwarten wir mittelfristig eine Seitwärtsbewegung des Euro-Franken-Wechselkurses in etwa auf dem aktuellen Niveau.
In Japan nimmt die Wirtschaft an Schwung auf und die Inflation zieht weiter an. Dies erlaubt der japanischen Notenbank, ihren Zinserhöhungszyklus vorsichtig fortzusetzen. Die abnehmende Zinsdifferenz zur EZB und Fed dürfte dem Yen in diesem Jahr weiteren Rückenwind verleihen. Für Ende 2025 erwarten wir einen Euro/Yen-Kurs von 154.
Wechselkursprognosen
Berenberg- und Konsensprognose im Vergleich, Werte zum Jahresende 2025 und zur Jahresmitte 2026
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