Rohstoffe

(Edel-) Metallmärkte mit strukturellem Rückenwind

Prof. Dr. Bernd Meyer und Team geben in der aktuellen Horizonte-Publikation einen Ausblick auf das erste Quartal 2024.

Viel Angebot am Ölmarkt, aber nicht zu jedem Preis

Nach kurzem Aufbäumen im Zuge neuer US-Sanktionen gegen russische Tanker fiel der Ölpreis in Q1 auf den tiefsten Stand seit 2021. Gegenwind kam vor allem vom Angebot. Zum einen belasteten die Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg und damit die Hoffnung auf mehr billige Energie aus Russland. Zum anderen überraschte die OPEC+ trotz Preisschwäche mit der Reduktion bestehender Förderkürzungen. Das Aufwärtspotenzial bleibt in diesem Umfeld klar begrenzt, zumal das globale Nachfragewachstum moderat bleiben dürfte. Gleichzeitig ist auch das weitere Abwärtsrisiko begrenzt. Denn auch wenn es reichlich Angebot gibt, wird vor allem US-Schieferöl bei sinkenden Preisen zunehmend unprofitabel. Und auch viele Mitglieder der OPEC+ würden Probleme mit der Finanzierung ihrer Staatshaushalte bekommen. Eine Fortsetzung der Seitwärtsbewegung des letzten Jahres erscheint daher wahrscheinlich, wenngleich der Korridor (ehemals 70-90 USD/Barrel) nun etwas niedriger ausfallen dürfte.

OPEC+ plant sukzessive Fördererhöhungen trotz niedriger Preise

Tatsächliche Produktion gegenüber offizieller Quote der Kern-OPEC; Schätzung der offiziellern Quote von April 2025 bis Dezember 2026

Zeitraum: 30.06.2021–31.12.2026
Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen

Steigende Staatsschulden + hohe Unsicherheit = Gold ein „Muss“

Mit mehr als 15 % seit Jahresanfang gehört Gold wieder einmal zu den besten Anlagen. Dabei profitierte der sichere Hafen gleich mehrfach. Fundamental sorgten der schwächere US-Dollar und die gesunkenen Realzinsen für Rückenwind. Der wichtigste Treiber in Q1 war jedoch die stark gestiegene globale wirtschaftliche Unsicherheit. Entsprechend kam die Nachfrage diesmal – anders als im Vorjahr – gleichzeitig von Zentralbanken und internationalen Investoren. Vor allem unter letzteren dürften viele die Rallye verpasst und erheblich Aufholbedarf haben. Die ETF-Bestände liegen immer noch rund 25 Mio. Unzen (23 %) unter ihren Höchstständen, während Gold auf Allzeithoch handelt. Bei steigenden Staatsschulden (nun zunehmend auch in Europa), hoher wirtschafts- und geopolitischer Unsicherheit sowie einem weiterhin ungewissen Inflationsausblick bleibt Gold trotz hoher Bewertung gegenüber Realzinsen essenzieller Bestandteil unserer Portfolios.

Globale Unsicherheit treibt Anleger in Gold

Nach BIP gewichteter Global Policy Uncertainty Index von Baker, Bloom & Davis gegenüber dem Goldpreis in US-Dollar je Unze

Zeitraum: 01.01.2015–17.03.2025
Quelle: Backer, Bloom & Davis, Bloomberg

Noch mehr struktureller Rückenwind für Industriemetalle

Industriemetalle profitierten in Q1 zwar auch von der höheren Aktivität im verarbeitenden Gewerbe, aber vor allem bevorstehende US-Zölle beflügelten vereinzelte Metalle, da US-Verbraucher vor Inkrafttreten versuchen, möglichst viel Metall zu importieren. Kurzfristig könnte der Handelskrieg allerdings noch zur Belastung werden. Langfristig hat sich der Ausblick für Industriemetalle zuletzt noch einmal verbessert. Neben der grünen Transformation dürften nun höhere Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben in Europa sowie der mögliche Wiederaufbau der Ukraine die Nachfrage zusätzlich verstärken und auf ein knappes Angebot treffen.

Rüstungsausgaben dürften Industriemetallnachfrage ankurbeln

(Geschätzte) Entwicklung der globalen Verteidungsausgaben bis 2030

Zeitraum: 2009-2030, jährliche Daten
Quelle: IISI, BofA Global Research

Autor

Kemper Ludwig
Ludwig Kemper
Multi Asset Strategy & Research Analyst