Viel Angebot am Ölmarkt, aber nicht zu jedem Preis
Nach kurzem Aufbäumen im Zuge neuer US-Sanktionen gegen russische Tanker fiel der Ölpreis in Q1 auf den tiefsten Stand seit 2021. Gegenwind kam vor allem vom Angebot. Zum einen belasteten die Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg und damit die Hoffnung auf mehr billige Energie aus Russland. Zum anderen überraschte die OPEC+ trotz Preisschwäche mit der Reduktion bestehender Förderkürzungen. Das Aufwärtspotenzial bleibt in diesem Umfeld klar begrenzt, zumal das globale Nachfragewachstum moderat bleiben dürfte. Gleichzeitig ist auch das weitere Abwärtsrisiko begrenzt. Denn auch wenn es reichlich Angebot gibt, wird vor allem US-Schieferöl bei sinkenden Preisen zunehmend unprofitabel. Und auch viele Mitglieder der OPEC+ würden Probleme mit der Finanzierung ihrer Staatshaushalte bekommen. Eine Fortsetzung der Seitwärtsbewegung des letzten Jahres erscheint daher wahrscheinlich, wenngleich der Korridor (ehemals 70-90 USD/Barrel) nun etwas niedriger ausfallen dürfte.
OPEC+ plant sukzessive Fördererhöhungen trotz niedriger Preise
Tatsächliche Produktion gegenüber offizieller Quote der Kern-OPEC; Schätzung der offiziellern Quote von April 2025 bis Dezember 2026
Steigende Staatsschulden + hohe Unsicherheit = Gold ein „Muss“
Mit mehr als 15 % seit Jahresanfang gehört Gold wieder einmal zu den besten Anlagen. Dabei profitierte der sichere Hafen gleich mehrfach. Fundamental sorgten der schwächere US-Dollar und die gesunkenen Realzinsen für Rückenwind. Der wichtigste Treiber in Q1 war jedoch die stark gestiegene globale wirtschaftliche Unsicherheit. Entsprechend kam die Nachfrage diesmal – anders als im Vorjahr – gleichzeitig von Zentralbanken und internationalen Investoren. Vor allem unter letzteren dürften viele die Rallye verpasst und erheblich Aufholbedarf haben. Die ETF-Bestände liegen immer noch rund 25 Mio. Unzen (23 %) unter ihren Höchstständen, während Gold auf Allzeithoch handelt. Bei steigenden Staatsschulden (nun zunehmend auch in Europa), hoher wirtschafts- und geopolitischer Unsicherheit sowie einem weiterhin ungewissen Inflationsausblick bleibt Gold trotz hoher Bewertung gegenüber Realzinsen essenzieller Bestandteil unserer Portfolios.
Globale Unsicherheit treibt Anleger in Gold
Nach BIP gewichteter Global Policy Uncertainty Index von Baker, Bloom & Davis gegenüber dem Goldpreis in US-Dollar je Unze
Noch mehr struktureller Rückenwind für Industriemetalle
Industriemetalle profitierten in Q1 zwar auch von der höheren Aktivität im verarbeitenden Gewerbe, aber vor allem bevorstehende US-Zölle beflügelten vereinzelte Metalle, da US-Verbraucher vor Inkrafttreten versuchen, möglichst viel Metall zu importieren. Kurzfristig könnte der Handelskrieg allerdings noch zur Belastung werden. Langfristig hat sich der Ausblick für Industriemetalle zuletzt noch einmal verbessert. Neben der grünen Transformation dürften nun höhere Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben in Europa sowie der mögliche Wiederaufbau der Ukraine die Nachfrage zusätzlich verstärken und auf ein knappes Angebot treffen.
Rüstungsausgaben dürften Industriemetallnachfrage ankurbeln
(Geschätzte) Entwicklung der globalen Verteidungsausgaben bis 2030
Autor

Ludwig Kemper
Ludwig Kemper ist seit 2019 als Stratege und seit 2021 außerdem als Portfoliomanager im Bereich Multi Asset tätig. Sein Aufgabenbereich umfasst die Generierung von Investmentideen und die Erstellung von Analysen zu Unterstützung von Investmententscheidungen. Dabei konzentriert sich Ludwig auf den Rohstoffsektor und die Optionsmärkte. Zuvor absolvierte er ein duales Studium bei Berenberg in Kooperation mit der Hamburg School of Business Administration. In seinen Rotationen war er im Investment Banking, Equity Research und Asset Management eingesetzt. Den Bachelor-Titel erhielt er als Jahrgangsbester mit Auszeichnung. Ludwig ist CFA-Charterholder.