Megatrend Days 2024

Am 25. und 26. September fand die Investmentkonferenz „Berenberg Megatrend Days“ in München statt, zu der Berenberg Family Officer, institutionelle Kunden, Privatkunden und Vertriebspartner eingeladen hatten. Im Fokus standen Themen wie Künstliche Intelligenz (KI), die Energiewende und der demographische Wandel.

Berenberg Megatrend Days 2024

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Bereits zum zweiten Mal fanden die Berenberg Megatrend Days in der Metropolregion München statt. Nach der Begrüßung durch Dennis Hummelmeier, Leiter Wealth Management Deutschland, führte Matthias Born, CIO Equities und Head of Investments im Wealth and Asset Management bei Berenberg, die Teilnehmer durch die Veranstaltung.

Matthias Born erläuterte zunächst, welche Megatrends bei Berenberg besonders stark im Fokus stehen. Berenberg hat drei übergreifende Themen definiert, die Wachstumspotenzial bieten: die Techcelaration, die grüne Revolution und den demografischen sowie sozialen Wandel.

Am zweiten Konferenztag stand dann ein Unternehmensbesuch bei Nemetschek auf der Agenda. Die Nemetschek Group ist Vorreiter bei der digitalen Transformation in der AEC/O-Industrie (Architecture, Engineering, Construction, Operation) und deckt entsprechend den kompletten Lebenszyklus von Bau- und Infrastrukturprojekten ab. Vor Ort konnten die Teilnehmer die Produkte aus erster Hand kennenlernen und sich Softwarelösungen für Architekten ansehen.

Wie können Finanzdienstleistungsunternehmen von Gen AI profitieren? Real-World-Examples von Berenberg

Sahil Suri (Head of Customer Engineering, Google Cloud Germany) mit Nico Baum (Head of Innovation & Data, Berenberg)

Nach Matthias Borns Einleitung diskutierten Sahil Suri, Head of Customer Engineering bei Google Cloud Germany, und Nico Baum, Head of Innovation & Data bei Berenberg, wie Unternehmen aus der Finanzbranche von generativer KI profitieren können und wie Berenberg die Technologie aktuell einsetzt.

Zunächst zeigten die beiden Experten anhand des Google-KI-Assistenten Notebook-LM, was die Technologie bereits leisten kann. Sie hatten das Programm mit einer mehr als 70-seitigen Präsentation zum Berenberg Global Focus Fund gefüttert, der von Martin Hermann gemanagt wird, und daraus einen Podcast kreieren lassen. „Sie sehen, welch enorme Produktivitätssteigerungen man mit der Technologie erreichen kann“, sagte Baum, nachdem er den Podcast angespielt hatte. „Der Podcast wurde in einer Minute erstellt.“

Danach erläuterte Baum, wie KI bei Berenberg bereits ganz konkret genutzt wird. „Wir haben einen Research-Assistenten programmiert, der unsere Aktien-Portfoliomanager dabei unterstützen soll, Research-Prozesse effizienter zu gestalten.“ Es wurden Dokumente wie Geschäftsberichte und Investor-Relations-Nachrichten in ein Large-Language-Modell eingegeben und dieses auf die spezifischen Fragestellungen der Nutzer angepasst. „Man könnte auch Chat-GPT fragen. Da würde aber kein zufriedenstellendes Ergebnis rauskommen, weil der Kontext fehlt. Das Modell weiß nicht, wer wir sind.“ Also habe man in das Modell Informationen beispielsweise zum Investmentansatz integriert und erreiche nun eine hervorragende Antwortqualität – wie Baum den Teilnehmern auch an einem konkreten Beispiel zeigte. Das Programm werde nun Schritt für Schritt erweitert und ausgerollt. Man glaube aber nicht, dass solche Systeme den Portfoliomanager ersetzen werden. „Wir denken, dass sie zusätzliche Team-Mitglieder werden, die die Portfoliomanager unterstützen und zu mehr Effizienz führen.“

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KI-Anwendungen werden zusätzliche Team-Mitglieder, die die Portfoliomanager unterstützen und zu mehr Effizienz führen.

Nico Baum, Head of Innovation & Data bei Berenberg

Fireside-Chat – Nico Baum, Berenberg und Sahil Suri, Google Cloud Germany

Zwischen IT- und KI-Projekten gebe es einen wesentlichen Unterschied, erläuterte Sahil Suri: „Das Ergebnis, das die KI liefert, kann kein IT-Experte bewerten, das kann nur ein Fachexperte“, erläuterte er am Beispiel eines KI-generierten Podcasts, der einen Investmentfonds beschreibt. Für die erfolgreiche KI-Implementierung spiele abteilungsübergreifende Zusammenarbeit eine wichtige Rolle.

Industrie 4.0, Automatisierung und Inspektionstechnologien

Dr. Dietmar Ley (CEO, Basler AG) mit Peter Kraus (Head of Small Cap Equities, Berenberg)

Wie die Automatisierung in der Produktion zu mehr Effizienz führt, thematisierten Peter Kraus, Head of Small Cap Equities bei Berenberg, und Dr. Dietmar Ley, seit mehr als 20 Jahren CEO der Basler AG. Dabei handelt es sich um ein börsennotiertes Familienunternehmen mit Sitz in Ahrensburg bei Hamburg, das rund 1.000 Mitarbeiter beschäftigt und einen Jahresumsatz von circa 200 Millionen Euro erzielt. Basler ist im Bereich Computer Vision tätig und bietet Kamera- und Softwarelösungen zur Fabrikautomation. In der Verkehrstechnik sowie der Logistik kommen seine Produkte ebenso zum Einsatz wie in der Medizintechnik. „Die alternden Gesellschaften üben Druck auf die Gesundheitssysteme aus“, sagt Ley.

KI ist für den CEO der Basler AG ein „super kraftvolles Tool“, das für die „Bildverarbeitung wie für viele andere Technologiebereiche eine neue Welt eröffnet.“ In der regelbasierten Bildverarbeitung sei man immer gezwungen, dem Computer genau zu beschreiben, was er machen soll und was gut und was schlecht ist. „Versuchen Sie mal dem Computer beizubringen, was eine gute Kartoffel ist und was eine schlechte Kartoffel ist. Da werden Sie wahnsinnig, es gibt jeweils Tausende von Varianten.“ Mit KI-basierter Bildverarbeitung müsse man dem System einfach ein paar tausend Kartoffeln zeigen und es wisse, worauf es zu achten gilt. So könne es viel besser Entscheidungen treffen. Man stehe noch am Anfang, treibe die Entwicklung aber gezielt voran.

Auch im Mittelstand hält KI immer stärker Einzug. Wer sich nicht auf die grundsätzlichen Potenziale der Technologie einlässt, kann schnell ins Hintertreffen geraten.

Peter Kraus, Head of Small Cap Equities bei Berenberg

Fireside-Chat – Peter Kraus, Berenberg und Dr. Dietmar Ley, Basler AG

Es gibt für das Gesundheitssystem angesichts immer mehr älterer Menschen nur eine Lösung, betont Dr. Dietmar Ley: „deutlich mehr Produktivität.“ Als Beispiel nennt er weniger Schleifen in der Diagnostik, um möglichst schnell auf die richtige Diagnose zu kommen, plus ein stetiges Monitoring des Therapieerfolgs, um die Behandlung bei Bedarf anzupassen. „Deshalb ist es ganz wichtig, durch automatisierte Medizintechnik die Produktivität in der Healthcare-Branche zu erhöhen.“

Leben retten - Wie KI bei der Erkennung unentdeckter Krankheiten Ärzte unterstützt

Prof. Christian Storm (CEO & Co-Founder, TCC) mit Matthias Born (Head of Investments, Berenberg)

In der folgenden Diskussionsrunde ging es ebenfalls um die Healthcare-Branche: Matthias Born hatte Prof. Christian Storm zu Gast, CEO und Mitgründer des Unternehmens TCC, Telehealth Competence Center. Storm ist Intensivmediziner mit langjähriger Erfahrung, unter anderem an der Charité in Berlin und dem Johns Hopkins Hospital in Baltimore. Dort hat er mehrere klinische Machine-Learning-Projekte gemeinsam mit dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston entwickelt und wissenschaftlich begleitet. Nach seiner Zeit in den USA kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Unternehmer.

„Wir stehen für eine datengetriebene Medizin“, sagt Storm. Man habe in der Intensivmedizin angefangen, mittlerweile aber auch Lösungen im Bereich der allgemeinen Medizin. „Wir entwickeln KI-Modelle, primär Machine-Learning-Modelle.“ Man stelle damit aber aktuell keine Diagnosen. Vielmehr ermöglichten diese Systeme eine präventive Risikovorhersage für bestimmte Patienten oder Patientengruppen, zum Beispiel bezüglich einer möglichen Sepsis.

„KI oder Machine-Learning-Modelle sind ein möglicher Weg, um die Daten, die in der Medizin anfallen, auch jenseits der Bildgebung zu nutzen.“ Ein Intensivpatient beispielsweise generiere pro Tag ungefähr zwischen 5.000 und 10.000 Informationen. Da komme man an die Grenze, was die Interpretation angeht. „KI ist da natürlich sehr, sehr naheliegend.“

Bei der Nutzung unterscheide sich TCC von primär wissenschaftlichen Ansätzen, bei denen es sich immer eher um eine retrospektive Betrachtung handelt. „Wir arbeiten mit Echtzeit-Daten“, betont Storm. „Das ist eine Besonderheit. Wir nutzen nicht nur die Datenpunkte, die pro Tag von den Patienten reinkommen, sondern streamen zum Beispiel auch alle kontinuierlichen Werte. Das heißt, wenn Sie an einem EKG angeschlossen sind, ziehen wir die gesamte Kurve, um damit arbeiten zu können.“ Das bringe eine ganz neue Datenlage. Zu diesem Zweck kooperiere man mit etablierten Medizintechnikanbietern.

Wir fokussieren uns stark auf Wachstum. Dieses wird bestimmt durch die Innovationskraft zukunftsgerichteter Unternehmen, aber auch durch die zugrundeliegenden Megatrends.

Matthias Born, Head of Investments bei Berenberg

Fireside-Chat – Matthias Born, Berenberg und Prof. Christian Storm, TCC

Warum sind die großen IT-Unternehmen und Softwareanbieter nicht auf die Idee von TCC gekommen, wollte Matthias Born wissen. „Für die großen Unternehmen ist das Thema zu speziell“, sagte Prof. Christian Storm. Diese möchten eher Plattform-Anbieter sein – und seien daher weniger Konkurrenz als Kooperationspartner: „Wir suchen die Unternehmen, die überall in den Häusern vernetzt sind und deren Daten wir nutzen können.“

Data Center Boom - Auswirkungen von KI-Anwendungen, Realität oder Hype?

Dirk Bender (Sales Director, Equinix GmbH) mit Bernd Deeken (Portfolio Manager, Berenberg)

Über Datenzentren sprach Bernd Deeken, Portfoliomanager bei Berenberg, mit Dirk Bender, dem Sales Director der Equinix GmbH. Bender ist seit mehr als 20 Jahren in der IT-Branche tätig und mit seinem Team bei Equinix für die Branchen Automotive, Finance und Insurance verantwortlich. Das Unternehmen hat insgesamt 13.000 Mitarbeiter weltweit und betreibt mehr als 260 Datenzentren.

Fakt sei, betonte Bender, dass der Energiebedarf im Zuge der massiv steigenden Nachfrage nach Rechenleistung deutlich zunehmen werde. Die Herausforderung bei der Errichtung neuer Datenzentren werde darin bestehen, sie entsprechend mit Strom zu versorgen. Es werde zwar genug produziert, doch müsse er auch dort ankommen. „Diese Zuleitungen sind heute ein Stück weit der Flaschenhals.“ Insgesamt werde der Ausbau der Energieinfrastruktur eine der großen Aufgaben für die Zukunft sein.

„KI ist für uns ein zukunftsweisendes Thema“, betont Bender. Es verändere den Betrieb der Datenzentren und wie man die Infrastruktur der Kunden gekühlt bekomme. Bislang war Luftkühlung ausreichend. Angesichts des höheren Leistungsbedarfs arbeite man heute viel mit Wasserkühlung. Ebenfalls ein Thema sei Immersion Cooling, bei der die Infrastruktur in ein Tauchbecken mit einer leitfähigen Flüssigkeit gepackt wird. Die Kunden seien hinsichtlich KI aktuell in der Experimentierphase. Sie versuchten, die Anwendungen zu finden, mit denen sie zum einen ihr Geschäft verbessern, zum anderen neue Segmente erschließen können.

Bei Equinix haben erneuerbare Energien einen hohen Anteil am Energiemix: 98 Prozent des Bedarfs komme aus regenerativen Quellen. In Deutschland seien es 100 Prozent. „Bis 2030 wollen wir klimaneutral sein.“ Die Nutzung erneuerbarer Energien spiele auch für die Kunden eine wichtige Rolle. Sie würden sich stark für die Nachhaltigkeitsbemühungen interessieren.

Wie bewertet Bender nun das Thema KI: Hype oder Game-Changer? „Ich glaube, wir sind in der Entwicklungsphase.“ Viele Unternehmen speziell in Deutschland würden noch damit experimentieren. Für manche sei es bereits Geschäftsgrundlage, anderen fehle noch die Idee für ihren Einsatz. „Ich bin aber davon überzeugt, dass wir da eine sehr, sehr steile Lernkurve sehen werden. Wer das Thema ignoriert, wird starke Wettbewerbsnachteile haben.“

KI verändert den Betrieb von Datenzentren erheblich und der Zugang zu ausreichend Energie ist ein limitierender Faktor.

Bernd Deeken, Portfolio Manager Berenberg

Fireside-Chat – Bernd Deeken, Berenberg und Dirk Bender, Equinix GmbH

Der Energieverbrauch wird mit fortschreitender KI-Implementation zunehmen. Das Thema ist: Wie gelangt der Strom zu den Datenzentren? Die Netzwerkzuleitungen seien der Flaschenhals, sagt Bender. Um den Stromverbrauch zu verringern, optimiere Equinix die Luftkühlung. Außerdem gebe es Auflagen, die Abluft nutzbar zu machen. „Das Pariser Olympiabecken wurde zum Beispiel auch mit Equinix-Abwärme vom Datacenter beheizt“, berichtet Bender.

Company Session: Digitalisierungstrends in der Baubranche

Den Abschluss der Megatrend Days 2024 machte am nächsten Tag ein Besuch bei der Nemetschek Group, der von Yves Padrines, CEO des Unternehmens, begleitet wurde. Nemetschek bietet Software für Architekten, Ingenieure und andere Akteure aus der Bauwirtschaft an. Padrines sprach über die aktuellen Trends in der Bauwirtschaft, die Unterschiede zwischen Lizenz- und Abo-Geschäft und den Geschäftsausblick des Unternehmens – und natürlich darüber, welche Rolle KI für die weitere Entwicklung spielt. Auch hier das Fazit: Es ist ein Trend, der sich nicht ignorieren lässt.

Wir freuen uns bereits auf die Megatrend Days 2025!

Born Matthias
Matthias Born
CIO Equities und Head of Investments im Wealth and Asset Management

Das waren die Berenberg Megatrend Days 2024

Fotos: Dennis König Photographie | www.koenig-photographie.de

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