Megatrend Days 2023

Künstliche Intelligenz (KI) und Energiewende – das waren die beiden großen Themen, zu denen sich rund 50 Teilnehmer bei den „Berenberg Megatrend Days“ in München austauschten. Auf Einladung von Berenberg Wealth & Asset Management waren Vertriebspartner und institutionelle Kunden zu der Konferenz im Infinity Hotel gekommen, um spannende Vorträge und Diskussionen zu hören.

Berenberg Megatrend Days 2023

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Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch Klaus Naeve, Co-Head Wealth and Asset Management und Head of Sales, leitete Matthias Born, Co-Head Wealth and Asset Management und Head of Investments, in seinem Eröffnungsvortrag direkt zum Thema der Veranstaltung über. Er betonte, dass Berenberg bereits vor einigen Jahren drei Megatrends definiert habe. Das ist zum einen der demografische und soziale Wandel, zum anderen die grüne Revolution – Stichwort Energiewende – und schließlich die Techceleration, also der beschleunigte technologische Fortschritt. Allen gemeinsam sei, dass sie über Jahrzehnte hinaus bedeutsam sein werden, jeden Bereich unseres Lebens erfassen und weltweite Umbrüche auslösen. Zugleich würden diese Megatrends bei zahlreichen Unternehmen für Rückenwind sorgen. Doch, so Born: „Sie sind nicht der einzige Treiber. Nach wie vor ist ein Schlüsselfaktor für jedes Unternehmen, wie innovativ es ist.“ Nach Ansicht von Born sind Megatrends „wertlos“, wenn man nicht in der Lage ist, die Unternehmen zu finden, die davon profitieren.

Megatrends liefern das Grundrauschen für unterliegendes strukturelles Wachstum - sie sind aber nicht der alles entscheidende Treiber.

Matthias Born, Head of Investments und CIO Equities Berenberg

Die besten Chancen dafür bieten die Sektoren Technologie und Gesundheitsvorsorge, die langfristig überdurchschnittliche Wertentwicklungen aufweisen. Born machte deutlich, dass Berenberg-Portfolios wie der European Focus, der Global Focus und der European Small Cap in Tech- und Healthcare-Unternehmen hoch gewichtet sind: „Üblicherweise machen diese Sektoren rund die Hälfte des Portfolios bei diesen Fonds aus.“ Die rasante Entwicklung bei KI könne bei vielen Unternehmen aus diesen Bereichen das Wachstum künftig beschleunigen. Das Potenzial sei zweifellos vorhanden, denn KI könne zu signifikanten Produktivitätsgewinnen führen. „Doch wir müssen vorsichtig sein“, warnte Born, „und genau differenzieren zwischen jenen Unternehmen, die KI nur als Schlagwort benutzen, und jenen, die wirklich davon profitieren.“

Essenziell für den Erfolg für jedes Unternehmen sind Innovation, nachhaltige Wettbewerbsvorteile und ein exzellentes Managementteam mit einer langfristig ausgelegten Wachstumsstrategie. Stockpicking, also die gezielte Auswahl von Einzelaktien, bleibt daher nach wie vor der Schlüssel für erfolgreiches Investieren.

Peter Kraus, Head of Small Cap Equities Berenberg

Dass sich die Berenberg-Fondsmanager nicht einfach von aktuellen Markttrends leiten lassen, das machte Nebenwerte-Experte Peter Kraus deutlich: „Natürlich ist es immer gut, in Wachstumsmärkte zu investieren, aber man sollte das nicht undifferenziert tun. Unser Kerngeschäft bei Berenberg ist die sorgfältige Analyse der Unternehmensspezifika.“ Dass ein wachsender Sektor allein kein Garant für langfristigen Anlageerfolg ist, zeigte Kraus am Beispiel zweier Unternehmen aus dem Tech-Sektor, deren Kurse sich auf Zehn-Jahres-Sicht komplett unterschiedlich entwickelten. Das eine bescherte Anlegern einen Gewinn von rund 380 Prozent, das andere – bei einem Kursverlauf „wie eine Achterbahn auf dem Oktoberfest“, so Kraus – einen Verlust von mehr als 30 Prozent.

Fireside Chat - Kay Eichhorn-Schott, Berenberg, und Philip Boehme, Just - Evotec Biologics

Just Evotec Biologics ist dieses Jahr eine Partnerschaft mit dem Pharmakonzern Sandoz eingegangen. „Einen bedeutenden Teil seiner Pipeline bei Biosimilars entwickelt Sandoz mit Just Evotec. Weshalb?“, fragt Kay Eichhorn-Schott. „Weil wir Biosimilars völlig neu produzieren“, sagt Philip Boehme. „Es ist wie beim Model T von Ford, bei dem zum ersten Mal ein Fließband zum Einsatz kam. So etwas ähnliches machen wir jetzt im Bereich der Biopharmazeutika.“

Wie KI den Biotech- und Pharma-Sektor verändert, dieser Frage ging anschließend Berenberg-Fondsmanager Kay Eichhorn-Schott nach. Er machte zunächst deutlich, wo das große Problem bei der Medikamentenentwicklung liegt: „Sie ist teuer, dauert lang, und das Risiko zu scheitern ist sehr hoch.“ Welche Lösungen sich durch KI ergeben, darüber konnte Eichhorn-Schott mit Philip Boehme diskutieren. Den studierten Mediziner und Chemieingenieur interessierte schon früh die Frage, wie medizinischer Fortschritt schneller zum Patienten kommt und welche Unterstützung digitale Technologien dabei bieten können. Heute ist Boehme in leitender Funktion bei Just Evotec Biologics tätig. Als Teil von Evotec konzentriert sich das Unternehmen auf Technologien, die die Entdeckung und Entwicklung von Biotherapeutika beschleunigen und die Herstellungskosten erheblich reduzieren. Dabei werden stets Partnerschaften eingegangen, etwa mit dem Pharmakonzern Sandoz.

Auf die Frage, was Evotecs Erfolgsrezept bei der KI-unterstützten Medikamentenforschung und -entwicklung ist, berichtete Boehme: „Wichtig ist die Kombination aus dem Zugang zu Patientendaten, fähigen Wissenschaftlern, die den Daten den richtigen Kontext geben, sowie KI-Algorithmen zur effizienten Analyse und Interpretation der Daten.“ Die Zusammenarbeit mit über 200 Partnern verschafft Evotec zudem einen tiefen Einblick in viele Therapiebereiche, was das Unternehmen von den meisten Biotechs unterscheidet. Zudem vertritt Boehme die Meinung, dass KI-Algorithmen allein keine Wettbewerbsvorteile generieren.

Bereits heute wird KI verwendet, um Krankheitsbilder schneller und besser zu verstehen und erfolgsversprechende Medikamentenkandidaten zu entwickeln. KI kann einen großen Beitrag dazu leisten, Erfolgswahrscheinlichkeiten zu erhöhen und Entwicklungskosten zu reduzieren.

Kay Eichhorn-Schott, Portfoliomanager Berenberg

Fireside Chat - Martin Hermann, Berenberg, und Christian Klimmek, Google

„In Europa sind wir wohl erst am Anfang eines langfristigen Wachstumstrends“, antwortete Christian Klimmek auf die Frage von Martin Hermann, wie er die Aussichten im Geschäftsbereich Cloud Computing einschätze. „Viele Unternehmen müssen erst die Verwaltung ihrer Daten modernisieren und Altlasten loswerden, um sie für KI-Anwendungen und besonders für generative KI nutzen zu können.“

Wie sich Cloud Computing und Software durch den Einfluss Künstlicher Intelligenz verändern, darüber sprach Berenberg-Portfoliomanager Martin Hermann mit Christian Klimmek, Customer Engineer beim Technologieriesen Google. Hermann wies zu Beginn darauf hin, wie viele Anwendungsmöglichkeiten KI für Tausende von Unternehmen schaffe. Viele Firmen seien derzeit bemüht, generative KI, wie sie hinter dem bekannten Chatbot ChatGPT steht, zu verstehen und zum Einsatz zu bringen, berichtete Klimmek. Aber das große Problem sei die Zugänglichkeit der Daten. „Unternehmen müssen sich zuerst von ihren Datensilos verabschieden“, so Klimmek. „Erst muss die Datenreise beendet sein, bevor die KI-Reise beginnen kann.“ Vor diesem Hintergrund rücken Cloud-Lösungen, wie sie Google bietet, für viele Unternehmen immer stärker in den Fokus.

Cloud-Anbieter bieten viele relevante Infrastruktur-Services für KI an. Zusätzlich sollten Software-Anwendungen mit einer proprietären Datenbasis und mit starken Verbesserungen im Arbeitsablauf durch KI von hoher Nachfrage profitieren.

Martin Hermann, Portfoliomanager Berenberg

Fireside Chat - Peter Kraus, Berenberg, und Friedrich Pehle, 2G Energy AG

Portfoliomanager Peter Kraus wollte im Fireside Chat von Friedrich Pehle wissen, wie er das Wettbewerbsumfeld für 2G Energy AG in den kommenden Jahren einschätzt. Pehle antwortete: „Wir fürchten uns nicht sehr stark vor Konkurrenz. Denn wir sind in einem 30 Jahre alten, reifen Markt tätig. In den vergangenen Jahren haben immer wieder Wettbewerber das Spielfeld verlassen, aber kein neuer ist hinzugekommen.“

Einen kritischen Blick auf den Stand der Energiewende warf Peter Kraus im Gespräch mit Friedrich Pehle, Finanzvorstand bei 2G Energy. Das Unternehmen zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen. Diese werden zur dezentralen Erzeugung und Versorgung mit Strom und Wärme eingesetzt. Pehle prognostiziert, dass Elektrizität in Deutschland und selbst in Europa zur knappen Ressource werden könnte. Denn die Ambitionen in puncto Energiewende seien hierzulande zwar hoch, aber in der Umsetzung hinke man dem Plan deutlich hinterher. Gleichzeitig steige der Stromverbrauch weiter an und bisherige Kraftwerkskapazitäten werden stillgelegt. In einem Umfeld unsicherer Stromversorgung über das Netz werden Lösungen zur dezentralen Energieversorgung interessanter. Das bietet Chancen für 2G. So hält Pehle es für möglich, dass die Gewinne des Unternehmens künftig um deutlich mehr als zehn Prozent plus Inflationsrate pro Jahr wachsen. Angst vor neuer Konkurrenz hat er dabei nicht. „Wir erwarten nicht, dass nun plötzlich chinesische Maschinen in Europa auf den Markt kommen. Denn die Technik stellt gewisse Anforderungen an den Service.“

Die Energiewende erfordert kleine, flexible und hocheffiziente Lösungen wie Blockheizkraftwerke.

Peter Kraus, Head of Small Cap Equities Berenberg

Wie KI die Asset-Management-Branche erfasst und an welchen Anwendungen und Lösungen Berenberg arbeitet, darüber gab abschließend Nico Baum, Head of Innovation & Data bei Berenberg, Auskunft. Er betonte, dass KI und alternative Daten wesentlich schneller Einzug in Geschäftsprozesse halten könnten, als viele heute annehmen. „Bei Smartphones dauerte die Marktdurchdringung nicht einmal ein Jahr“, so Baum. KI werde auch die Branche der Vermögensverwalter verändern, und bei Berenberg will man diese Entwicklung von Anfang an aktiv mitgestalten. So werde die Technologie bereits jetzt beim Forex Management und Absolute Return-Strategien intensiv genutzt. Zudem arbeite man mit Google zusammen, um ein Large-Language-Modell zu entwickeln, das diskretionäre Fondsmanager bei ihren Anlageentscheidungen unterstützt. Ein Chatbot soll mit Daten aus vielen Informationsquellen gespeist werden und sie für die Portfoliomanager einfach zugänglich machen. Und schließlich habe man bereits vor einem Jahren den Sentiment Fund aufgelegt, eine Global-Macro-Strategie, die auf Basis von alternativen Daten zur Marktstimmung gesteuert wird.

Bei Smartphones dauerte die Marktdurchdringung nicht einmal ein Jahr.

Nico Baum, Head of Innovation and Data Berenberg

Wir freuen uns bereits auf die Megatrend Days 2024!

Born Matthias
Matthias Born
CIO Equities und Head of Investments im Wealth and Asset Management

Das waren die Berenberg Megatrend Days 2023

Fotos: Dennis König Photographie | www.koenig-photographie.de

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